Anstich des Erlanger Urbocks der Privatbrauerei Kitzmann am Samstag, 21. Oktober 2000, im Kosbacher Stad`l

Auch der 2000er Jahrgang des dunklen, untergärigen Doppelbocks (18,1% Stammwürze, vol. 7,1% Alc.) ist wieder super und zugleich hochgefährlich geraten. OB Dr. Siegfried Balleis brachte das erste (50er Holz-)Fass mit vier gekonnten Schlägen assistiert von den Braumeistern zum Fließen und das süffige, schmackige und gar nicht "sußlerte" (so würde wohl Herbert Kienle sagen) Elixier lief und lief. Kurz nach der Bergkirchweih schon gebraut und bis vor wenigen Tagen in den Gewölbekellern an der Südlichen Stadtmauerstraße gelagert, konnte dieser "fette Bock" (Peter Kitzmann) wieder sein so typisches vollmundiges Aroma entwickeln.
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Und die Festveranstaltung (manche reden ja schon vom fränkischen Nockherberg): Bei unterhaltsamen Klängen der Stad`l Musikanten reichten die netten Damen der Stad`l Backgruppe warmen Zwiebelblootz aus dem Holzbackofen. Der Begrüßung durch die GastgeberIn folgte der KKK; und der war wieder einmal genial, auch wenn das Publikum lieber über Oberingenieure und fränkisch-derbe Ehefrauen lachte und beim Stichwort Museumswinkel/Kulturtriangel betroffen ruhig blieb.

Das fränkische Büfett der Familie Güthlein war ein Traum (obwohl die flachen Teller, bekanntlich für Kloßgerichte mit viel Brüh` ungeeignet, für etliche transportbedingte Flecken auf der Landhausbekleidung des genießenden Publikums sorgten). Auch die absolute Langsamkeit des Pettendorfer Bauernballetts kam gut an, doch danach war der mit feinen Kissenküchle gereichte Kaffee dringend erforderlich...!

Der Kitzmann Urbockanstich - eine tolle Sache und eine ganz feste Größe im Gegenwartskalender der lebendigen Bierstadt Erlangen.

 

Exkursion "Gemeindebrauhaus - Geschichte und Produktion" des Heimat- und Geschichtsvereins Erlangen e.V. in Erlangen-Altstadt und Junkersdorf (Haßberge) am Samstag, 04.11.2000

 

 

 

Bei spätherbstlich kühlem, aber sonnigem Wetter war der mittägliche Start für unsere Exkursion zwar etwas theoriebeladen, aber dennoch verheißungsvoll. Nach der Begrüßung führte Christoph Gewalt durch die Mälzerei (Weiche und Keimkasten) und Brauerei Steinbach (Sudwerk, Gär- und Lagerkeller) in Erlangen. Als die Braumalzherstellung und die (handwerkliche) Bierproduktion nach heutigen Techologiegesichtspunkten erklärt waren, ließen sich viele der knapp 50 Teilnehmer ein "Storchen" schmecken. Dabei erläuterte Jochen Buchelt die Geschichte des Altstädter und des, zwar genehmigten aber nie errichteten, Neustädter Gemeindebrauhauses.

Ein ganz kurzer Fußmarsch folgte und die Gruppe stand im Gebäude der ehemaligen Braustätte der Altstädter Gemeinde an der Wöhrstraße. Die nun schon seit vielen Jahrzehnten rein bäuerlich genutzte Scheune hatte der Eigentümer extra für uns geöffnet. Anhand von Fotopostern wurde ein Vergleich mit der ähnlich großen Stadtbrauerei in Ummerstadt gezogen (dort, im südlichsten Heldburger Zipfel wird noch heute im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst gebraut). Manche stiegen auch in den ehemaligen Eiskeller hinab.

Informationen zum Kommun- und Hausbrauwesen und zu vielen Sudstätten an der Wegstrecke ließen die anschließende Busfahrt nach Junkersdorf recht kurzweilig werden. Nach der Geschichte des Baunacher Hopfenanbaugebietes und vielen Details zur Kunst- und Kulturgeschichte der Region, kenntnisreich dargebracht von Otfried Neupert, grüßte uns schon von weitem die Ruine Altenstein, zu deren Füßen auch das Junkersdorfer Kommunbrauhaus liegt.

Den heutigen Sudtag signalisierten ganz festlich eine original Erich- und eine Henninger-Reifbräu-Fahne und so wußten wir Erlanger gleich, dass wir bei Freunden herzlich willkommen waren. Im weit über 200 Jahre alten Brauhaus wurde letztmals 1988 unter gemeindlicher Hoheit gebraut, trotz des schlechten Bauzustandes stellte es das Landesamt für Denkmalpflege 1991 unter Schutz. Eher durch Zufall hörten die 3 Freunde Kurt Adler und Axel Fella aus Erlangen und Ludwig Müller aus Pfaffendorf von dessen Existenz und beschlossen, es zu reaktivieren. Nachdem der Kauf von der Gemeinde Pfarrweisach 1995 besiegelt war, machten sich die Hobbybrauer an die sowohl bauliche als auch brautechnische Rekonstruktion. Seit 2 Jahren wird wieder mehrmals pro Jahr gebraut und die örtlichen Hausbrauberechtigten, aber auch andere Interessenten holen sich ihr vorindustriell erzeugtes Jungbier in die eigenen Keller. Hier haben sich somit Idealisten (hauptberuflich in ganz anderen Branchen tätig) als BGB-Gesellschafter den Wunschtraum eines eigenen Brauhauses erfüllt und gleichzeitig ein technisches Denkmal gerettet.

Axel Fella erklärte uns das Sudgeschehen (eine Teilmaische war schon gezogen worden), gerade wurde abgeläutert, dann sollten das Kochen der Würze und die Doldenhopfengabe folgen. Hier entstand ein fränkisches Lager (12 % Stammwürze, offen in Holzbottichen vergoren) mit Erlanger Rohstoffen, schließlich kamen das helle und dunkle Malz von der Firma Steinbach und die Hefe aus der Kitzmann`schen Reinzucht. Während einige Teilnehmer mit dem Genuss von heißer Vorderwürze gegen Erkältungskrankheiten vorbeugten, ließen sich die Anderen schon eine rustikale Brotzeit im Obergeschoss des Brauhauses (über dem Kühlschiff im sogenannten Brauerschalander) schmecken.

Spontan kam später ein Kurztrip auf die Ruine Altenstein zustande, gerade rechtzeitig um einen gigantischen Sonnenuntergang zu erleben. Zurückgekehrt in die Brauerei verkündete die Würzespindel, dass man jetzt so bei 10 Prozent Stammwürze lag und das Holzfeuer noch kräftig für die Reduzierung des Wasseranteils im Sud sorgen mußte. Ein paar Halbe des letzten Brautagbieres trösteten dann darüber hinweg, dass wir aus Zeitgründen ohne das nebelschwadenumhüllende Erlebnis des Kühlschiff-Ausschlagens nach Erlangen zurückfuhren. Dennoch war die Stimmung im Bus prächtig, wobei die Herren Neupert und Buchelt noch einige kultur- und bierhistorische Kommentare einstreuten.

Wohlbehalten und bester Dinge in der Heimat angekommen strebten die einen an den häuslichen Herd und die anderen stürzten sich zum Ausklang eines schönen Tages ins Vergnügen des gerade anlaufenden Honky-Tonk-Kneipenfestivals.

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erlanger.gif (648 Byte)© 2000-2011 ,  Jochen Buchelt, Stand: 11.12.2004

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