Bei spätherbstlich kühlem, aber sonnigem
Wetter war der mittägliche Start für unsere Exkursion zwar etwas theoriebeladen, aber
dennoch verheißungsvoll. Nach der Begrüßung führte Christoph Gewalt durch die
Mälzerei (Weiche und Keimkasten) und Brauerei Steinbach (Sudwerk, Gär- und Lagerkeller)
in Erlangen. Als die Braumalzherstellung und die (handwerkliche) Bierproduktion nach
heutigen Techologiegesichtspunkten erklärt waren, ließen sich viele der knapp 50
Teilnehmer ein "Storchen" schmecken. Dabei erläuterte Jochen Buchelt die
Geschichte des Altstädter und des, zwar genehmigten aber nie errichteten, Neustädter
Gemeindebrauhauses. Ein ganz kurzer Fußmarsch folgte und die Gruppe stand im Gebäude
der ehemaligen Braustätte der Altstädter Gemeinde an der Wöhrstraße. Die nun schon
seit vielen Jahrzehnten rein bäuerlich genutzte Scheune hatte der Eigentümer extra für
uns geöffnet. Anhand von Fotopostern wurde ein Vergleich mit der ähnlich großen
Stadtbrauerei in Ummerstadt gezogen (dort, im südlichsten Heldburger Zipfel wird noch
heute im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst gebraut). Manche stiegen auch in den
ehemaligen Eiskeller hinab.
Informationen zum Kommun- und Hausbrauwesen und zu vielen Sudstätten an der Wegstrecke
ließen die anschließende Busfahrt nach Junkersdorf recht kurzweilig werden. Nach der
Geschichte des Baunacher Hopfenanbaugebietes und vielen Details zur Kunst- und
Kulturgeschichte der Region, kenntnisreich dargebracht von Otfried Neupert, grüßte uns
schon von weitem die Ruine Altenstein, zu deren Füßen auch das Junkersdorfer
Kommunbrauhaus liegt.
Den heutigen Sudtag signalisierten ganz festlich eine original Erich- und eine
Henninger-Reifbräu-Fahne und so wußten wir Erlanger gleich, dass wir bei Freunden
herzlich willkommen waren. Im weit über 200 Jahre alten Brauhaus wurde letztmals 1988
unter gemeindlicher Hoheit gebraut, trotz des schlechten Bauzustandes stellte es das
Landesamt für Denkmalpflege 1991 unter Schutz. Eher durch Zufall hörten die 3 Freunde
Kurt Adler und Axel Fella aus Erlangen und Ludwig Müller aus Pfaffendorf von dessen
Existenz und beschlossen, es zu reaktivieren. Nachdem der Kauf von der Gemeinde
Pfarrweisach 1995 besiegelt war, machten sich die Hobbybrauer an die sowohl bauliche als
auch brautechnische Rekonstruktion. Seit 2 Jahren wird wieder mehrmals pro Jahr gebraut
und die örtlichen Hausbrauberechtigten, aber auch andere Interessenten holen sich ihr
vorindustriell erzeugtes Jungbier in die eigenen Keller. Hier haben sich somit Idealisten
(hauptberuflich in ganz anderen Branchen tätig) als BGB-Gesellschafter den Wunschtraum
eines eigenen Brauhauses erfüllt und gleichzeitig ein technisches Denkmal gerettet.
Axel Fella erklärte uns das Sudgeschehen (eine Teilmaische war schon gezogen worden),
gerade wurde abgeläutert, dann sollten das Kochen der Würze und die Doldenhopfengabe
folgen. Hier entstand ein fränkisches Lager (12 % Stammwürze, offen in Holzbottichen
vergoren) mit Erlanger Rohstoffen, schließlich kamen das helle und dunkle Malz von der
Firma Steinbach und die Hefe aus der Kitzmann`schen Reinzucht. Während einige Teilnehmer
mit dem Genuss von heißer Vorderwürze gegen Erkältungskrankheiten vorbeugten, ließen
sich die Anderen schon eine rustikale Brotzeit im Obergeschoss des Brauhauses (über dem
Kühlschiff im sogenannten Brauerschalander) schmecken.
Spontan kam später ein Kurztrip auf die Ruine Altenstein zustande, gerade rechtzeitig
um einen gigantischen Sonnenuntergang zu erleben. Zurückgekehrt in die Brauerei
verkündete die Würzespindel, dass man jetzt so bei 10 Prozent Stammwürze lag und das
Holzfeuer noch kräftig für die Reduzierung des Wasseranteils im Sud sorgen mußte. Ein
paar Halbe des letzten Brautagbieres trösteten dann darüber hinweg, dass wir aus
Zeitgründen ohne das nebelschwadenumhüllende Erlebnis des Kühlschiff-Ausschlagens nach
Erlangen zurückfuhren. Dennoch war die Stimmung im Bus prächtig, wobei die Herren
Neupert und Buchelt noch einige kultur- und bierhistorische Kommentare einstreuten.
Wohlbehalten und bester Dinge in der Heimat angekommen strebten die einen an den
häuslichen Herd und die anderen stürzten sich zum Ausklang eines schönen Tages ins
Vergnügen des gerade anlaufenden Honky-Tonk-Kneipenfestivals.