Ehre für die Bierstadt Erlangen dank der Privatbrauerei Kitzmann

Eigentlich wollte der Verband mittelständischer Privatbrauereien in Bayern e.V. sein alljährliches Starkbierfest heuer bei der (Weißbier-) Brauerei Karg in Murnau feiern. Doch der voralpenländische Sudbetrieb mit dem besuchenswerten, urgemütlichen Bräustüberl musste aufgrund einer Terminüberschneidung kurzfristig absagen. So richtete der Verband seinen Blick nach Franken und wurde in Erlangen fündig.


Da kann auch Historiker Martin Schieber nicht 
widerstehen: ein heißer Zwiebelfladen aus dem 
Stadl-Holzbackofen

Neuer Gastgeber wurde die Kitzmann Bräu, die zusammen mit knapp 500 anderen Mitgliedsbetrieben in der zahlenmäßig stärksten Standesorganisation der deutschen Brauwirtschaft organisiert ist. Eine deren Zielsetzungen ist die Sicherung und zeitgemäße Fortführung der Tradition des Brauhandwerkes. Diese Traditionsverpflichtung war auch der Hintergrund für das Starkbierfest am Mittwoch, 10. März 2004, im Kosbacher Stadl.

Nach einem Stehempfang zum gegenseitigen Kennenlernen folgte die Begrüßungsansprache von Verbandspräsident Andreas Stöttner, der das für die bayerische Brauwirtschaft recht erfolgreiche Jahr 2003 in Erinnerung rief. Er schloss mit den Cicero zugeschriebenen Worten: "Wir wollen trinken, um uns zu stärken und nicht, um unsere Sorgen zu ertränken!"
Bürgermeister Gerd Lohwasser ließ in seinem Grußwort die ruhmreiche Geschichte der Bierexportstadt Erlangen lebendig werden und verglich in fast philosophischer Weise das Leben mit einem nach und nach mit Steinbrocken, Kies, Sand und letztendlich Bier gefüllten Glas.


Der KKK geht in Deckung...

Hausherr Peter Kitzmann schlug im Rahmen seiner launigen Rede den Bogen zum Ritual des Fassanstichs durch Bürgermeister Gerd Lohwasser (brauchte sechs Schläge). Vorher arbeitete Peter Kitzmann den Starkbierunterschied zwischen dem katholischen München und dem protestantischen Erlangen heraus und stellte fest, dass der Erlanger Urbock als Winterbier schon ab Ende Oktober fließt und so nicht nur für eine, sondern für zwei Fastenzeiten (den Advent vor Weihnachten und die Wochen vor Ostern) bestimmt ist.

Mit dem (wie immer genialen) Auftritt des Kitzmann-Hauskabarettisten Klaus Karl-Kraus folgte der gemütliche Teil des Festes, für dessen musikalische Umrahmung in bewährter Weise die Kosbacher Stadlmusikanten sorgten.
Bierkönigin Nina I. versäumte es nicht, der Festgemeinde im neu designten, schwarzen Urbocksteinkrug zuzuprosten. Idee und Entwurf für dessen urwüchsige Wappentiere, zwei langmähnige Schafböcke, kamen natürlich von Kitzmann-Hauskünstlerin Hildegard Heidecker. Die gleiche Optik haben seit Anfang März 2004 auch die Flaschenetiketten des süffigen Dunkelelixiers.


Jörg Gewalt, Geschäftsführer der Mälzerei Steinbach, und 
Ludwig Wimplinger, städtischer Abteilungsleiter für Ordnungs- und Gewerbewesen sind bester Stimmung

v. li. n. re.: Roland Demleitner, Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständischer Privatbrauerein, Andreas Stöttner, Präsident des Verbandes privater Brauereien, Renate Scheibner, Präsidentin des Bundesverbandes mittelständischer Privatbrauerein, Peter Kitzmann, Nina Söllner, Bierkönigin Nina I., und Dr. Werner Glossner, Geschäftsführer des Verbandes privater Brauereien.

Rund 150 Gäste, darunter die Präsidentin des Bundesverbandes, Frau Renate Scheibner von der Glückauf-Brauerei in Gersdorf / Sachsen, erlebten einen ebenso unterhaltsamen wie informativen Abend, der seine Krönung im hervorragenden fränkischen Buffet der Gastwirtsfamilie Güthlein aus Büchenbach fand.

Foto links: Birke und Partner

 

Kitzmann Bergbier und Junkersdorfer Lager in herrlicher Frühlingssonne

Heuer schon zum zweiten Mal wählte die Kitzmann Bräu, seit 1712 durchgehend existierende Sudstätte der Erlanger Neustadt, den nobelsten Platz ihres 1686 gegründeten Stadtteils für die öffentliche Präsentation des neuen Bergkirchweihbierjahrganges 2004. So waren dann auch am Sonntag, 28.03.2004, mehrere hundert Menschen ab 12 Uhr auf den Erlanger Schlossplatz gekommen, um die von Klaus Karl-Kraus moderierte Veranstaltung zu erleben.
Mit dabei am "Erlanger Frühling", dem verkaufsoffenen Eventsonntag: die Kitzmann-Bierkönigin Nina I. und die beliebten Stadlmusikanten aus Kosbach. Peter Kitzmann begrüßte die Erlanger Bierfans und Braumeister Karl-Heinz Maderer erklärte "...wir haben uns angestrengt, das Bier ruhte im Keller, kam ins Fass und jetzt will es raus!!!"


Unser Pinsel, der selbsternannte Bergkönig durfte 
natürlich nicht fehlen..! Foto: Sabine Ismaier

Foto: Sabine Ismaier
Nach dem inzwischen schon obligatorischen Pyrotechnik-Intermezzo mit Blitz und Donner war der Moment des Anstechens gekommen. Der KKK suchte sich für diese Amtshandlung aus dem Publikum Ernst Fischer aus. Ein Mann, der wie nur wenige die Erlanger Brauereien als arbeitender Mensch kennengelernt hat. Mälzer und Brauer lernte er beim Steinbach und beim Kitzmann, bevor er fast 25 Jahre bei Henninger-Reif als Multifunktionskraft eingesetzt wurde (vom Neuanstrich des Kühlschiffes bei minus 10 Grad Celsius bis zum Biersieden im Hitzedunst). Nach einem "Testklopfer" ("... beim Henninger hatten wir immer Korken - die Holzscheiben vom Kitzmann brauchen mehr Schlagkraft") und drei Schlägen floss das Festmärzen ohne den Verlust eines Tropfens.

Schnell waren die 100 Liter Freibier an die disziplinierte Menge der Durstigen (ganz im Gegensatz zum Berg) verteilt und alle ließen sich den süffigen Trunk schmecken. 13,2 % Stammwürze aus hellem und etwas dunklem Malz wurden heuer wieder zu wirkungsvollen 5,9 % vol. Alkohol vergoren.


Ernst Fischer in seinem Element. Foto: Sabine Ismaier

Das Erlanger Schloss als noble Kulisse. Foto: Sabine Ismaier

Foto: Sabine Ismaier

Der Hobbybrauermarkt auf dem Altstädter Kirchenplatz ist inzwischen zum unverzichtbaren Bestandteil der verkaufsoffenen Sonntage im Frühjahr und Herbst geworden. Am 28. März 2004 kochten zwei Weizenbiersude um die Wette. Das genau einen Monat vorher gebraute Junkersdorfer Lager ging weg wie nix, so dass trotz einiger Zusatzfässer schon um 16.30 Uhr der Ausschank eingestellt werden musste.


Foto: Sabine Ismaier

Foto: Peter Krug

Foto: Peter Krug

Dieter Gewalt , Seniorchef der Steinbach Bräu und Niko Rödel. 
Foto: Peter Krug

Aber richtige Erlanger Bierfans können sich auch an anderen Dingen erfreuen. So sorgte der Niko Rödel, eine der "grauen Eminenzen" der Hobbybrauergilde, für einiges "Aufg`schau" als er seine jüngst erworbenen Schätze präsentierte: Unter anderem ein mit der Jahreszahl 1893 datierter Steinkrug der Erich Bräu zum Transport des "Abendquantums" über die Gasse, eine Verschneidbocklaterne, zwei Brauhaus-Nürnberg-Glaskrüge (Siechen) und eine Lampe mit Behältnis zur Verglimmung von Schwefelbrocken (vermutlich für die Fassentkeimung).

 

Erlanger Biergeschichte in Bildern unter www.ferrisbarracks.com (Teil 2)


"GI-Bar Walfisch, Downtown Erlangen 1959/60"
fotografiert von Jerry Driscoll. In dem Gasthausanwesen Engelstr.15 floss nach 1813 selbst gebrautes Bier aus den Zapfhähnen der Familie Wernlein. Später produzierte hier die Familie Hertlein bis 1890 in einem handbetriebenen Sudwerk. Zu den Zeiten der Gaststätte Walfisch wurden die Biere der Bamberger Hofbräu ausgeschenkt.


 Foto: Sabine Ismaier

Seit etwa 30  Jahren wird in der Engelstr.15 italienisch gekocht. Bekannt als Pizzahaus Napoli, neuerdings auch unter dem Namen Cucina di Napoli.


"GI-Bar Kleeblatt, Downtown Erlangen 1959/60"
fotografiert von Jerry Driscoll. Damals flossen in der Engelstr.17 die Biere und Limonaden (Afri cola und Bluna) der Heninger Reifbräu Erlangen..

Foto: Sabine Ismaier

Heute befindet sich hier die Cocktail-Bar "Havanna", in der ausgezeichnete Drinks serviert werden.

 

erlanger.gif (648 Byte)© 2000-2011 ,  Jochen Buchelt, Stand: 11.12.2004

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