Kubanische Randnotizen

Am Ostersamstag, 22. März 2008, lösten  Gerhard Bärthlein, im Hauptberuf Repräsentant der Bitburger Braugruppe, und Jochen Buchelt ein ganz besonderes Versprechen ein. Als sie über Ostern ihre Kuba-Rundreise auf der Urlauberhalbinsel Varadero ausklingen ließen, war ein kurzer Abstecher zur Hotelanlage "Arenas Doradas" Pflicht. Hier hatte sich der Erlanger Barde und Gastronom (Musikkeller Strohalm in der Altsstadt) Thomas "Wulli" Wullschläger bei einem Ferienaufenthalt im Dezember 2007 mit den im Buffetsaal auftretenden Musikern der kubanischen Gruppe "Cuarteto Suigeneris" angefreundet. Bald war man sich so nahe, dass zur Freude der Essensgäste auch diverse gemischte Auftritte stattfanden (wenn nicht gar der Wulli die Gelegenheit nutzte, ein paar Solonummern zu bringen).
Dabei holte der bedauernswerte Kontrabass-Spieler Roberto das Letzte aus seinen zigmal geflickten Saiten heraus. Das blieb nicht ohne Wirkung auf Wulli und seine Reisebegleiter, die versprachen, nach ihren Möglichkeiten für Abhilfe zu sorgen. Als sie dann von unseren Reiseplänen erfuhren, erstand Thomas Wullschläger einen Satz Zupfsaiten für den Kontrabass (im Steigerwaldort Treppendorf) und packten diese in einen Spezialbrief, den wir quasi als Postboten und Osterhasen bei unserem Aufenthalt in Varadero übergeben sollten.
Als wir dann die Gruppe "Cuarteto Suigeneris" spontan während ihres Abendauftritts besuchten (und wir uns mit unserem Anliegen vorgestellt hatten), war die Freude riesengroß - auch wenn ausgerechnet Kontrabass-Spieler Roberto am Osterwochenende frei hatte!
 Der Umschlag wurde Bandleader Larry (nach eigenen Aussagen ein Cousin von Roberto Blanco) mit der Bitte um Weitergabe überreicht und herzliche Grüße von den Musikerfreunden und Fans aus Erlangen überbracht. Völlig ungeahnte Glücksgefühle lösten wir dann auch noch bei Bandleader Larry aus, als wir ihm auf Nachfrage den mitgeführten Kitzmann Stoffbeutel schenkten.
Einige Bemerkungen zur Bierangebotssituation in dem Karibikstaat:  Die Marken der Brauerei Bucanero sind neben einigen alkoholfreien lokalen Malzbieren für Kuba-Touristen omnipräsent. In deren Braustätte im ostkubanischen Holguin (nach Aussagen Einheimischer wurde die Brauerei zu RGW-Zeiten mit Unterstützung von DDR-Technologie, Manpower und Technik aufgebaut) wird knapp 1 Mio. der kubanischen Jahresbierproduktion von ca. 2,4 Mio. Hektoliter produziert. Die Firma ist heute ein 50 : 50 % Joint Venture zwischen der zum InBev-Konzern gehörenden kanadischen Brauerei Labatt und dem kubanischen Staat. Bucanero hat das ausschließliche Recht, den sog. Devisenbiermarkt des Landes zu beliefern. Neben der nationalen Peso-Währung gibt es seit 1994 den sog. Peso Convertible (gebräuchliche Bezeichnung: CUC) als an ausländische stabile Währungen gebundenes Zahlungsmittel für den touristischen Bereich, welches seit 2004 den US-Dollar aus dem Geschäftsleben völlig vertrieben hat.
Die Brauerei Bucanero produziert mit einem Fassbieranteil von 150.000 Hektoliter pro Jahr für karibische Verhältnisse beachtlich gute und bekömmliche Biere, denen aufgrund des bei der Produktion verwendeten Zuckers logischerweise eine gewisse Rohfruchtigkeit anzuschmecken ist. Neben dem hellen Regional- und Einheimischenbier Mayabe (4,0 % Alkohol) und dem alkoholfreien Malzbier Malta (interessanter pappsüßer Röstzuckergeschmack) hat der Holguiner Betrieb mit der Verwaltungszentrale in Havanna-Miramar drei Hauptmarken: das helle Cristal mit 4,9 % Alkohol, das Export ähnliche mit einem Umsatzanteil von ca. 50 % wichtigste Bier mit dem Markennamen Bucanero (5,4 % Alkohol) und das vollmundige 6,5 %ige Bucanero Max. Die Biere werden sowohl in der Dose als auch in der Glasflasche angeboten. In Hotelanlagen mit britischen oder kanadischen Gästen empfiehlt es sich zur Vermeidung eines schaumlos gezapften Bieres die Bestellung wie folgt zu artikulieren: "Una Cerveza con espuma, por favor!".
Und dann noch unsere cervisiologische Entdeckung in der Altstadt der Hauptstadt Havanna: Die Gasthausbrauerei Cervezeria Taberna de la Muralla am Plaza Vieja. Hier werden in einem 2-Geräte-Sudblock des österreichischen Herstellers Salm drei interessante Biersorten gebraut und im 0,4 Liter-Henkelkrug (Weißglas mit Grünstich) für 2 CUC ausgeschenkt:
· das goldgelbe, leicht hefetrübe, zuckeraromatische, bittergehopfte Cerveza Clara,
· das bernsteinfarbene, leicht hefetrübe, ebenfalls leicht rohfruchtige, bittergehopfte Cerveza Oscura mit etwas höherem Stammwürzegehalt und
unser Favorit,
· das coladunkle (sodass man die Hefetrübung gar nicht wahrnehmen kann) Cerveza Negra. Hier wird der Rohfruchtgeschmack vom Bitterhopfen und von starken Röstmalzaromen nach gerade harmonisch überlagert.
In dem wohl ehemals herrschaftlichen, mustergültig renovierten Altstadthaus mit seinen hohen Decken (und auf der großen Ausschankfläche auf dem Platz davor) herrscht eine ganz eigene, südländisch offene Bierhausatmosphäre, wozu die auch hier obligate kubanische Lifemusik und ein ausgesprochen netter und flotter Service beiträgt. Empfehlenswert sind die vor den Augen der Gäste vor dem Haus gebruzzelten Grillspießchen mit verschiedenen Fleischsorten, die an speziellen Hängegestellen serviert werden. Bei all dem gastronomischen Glück sollte man sich aber auch bewusst machen, dass nicht jeder in Kuba über CUC's verfügt und dann zumindest den zuvorkommenden Service mit einem ordentlichen Trinkgeld honoriert.
Der/Die Braumeister/in lassen sich übrigens gerne über die Schulter schauen und beantworten geduldig alle gestellten Fragen. Das gestaltete sich für uns anfänglich etwas schwierig, da sie nur Spanisch sprachen, doch ein hilfsbereiter Zapfer sprang spontan als Dreiecksdolmetscher mit seinen Englischkenntnissen ein. So erfuhren wir auch, dass man hier nicht das Leitungswasser der kubanischen Hauptstadt zum Brauen verwendet, sondern das Wasser zum Biersieden in Tankwagen aus den Bergen anfahren lässt.
 

erlanger.gif (648 Byte)© 2000-2011 ,  Jochen Buchelt, Stand: 07.05.2008

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