Die Erlanger Bergkirchweih 2010

Fotos: Sabine Ismaier (14)
Heuer feierten wir in der mittelfränkischen Universitätsstadt die 255. Erlanger Bergkirchweih, auch wenn uns einige Printmedien vorgeben wollten, dass nur jede tatsächlich abgehaltene Kirchweih zu zählen sei. So gesehen wäre es 2010 "erst" die 240. gewesen. Wir sind der Meinung, dass auch die seit 1755 aufgrund von Kriegsereignissen und Hungersnöten nicht abgehaltenen Kirchweihen mitzuzählen sind, schließlich werden Geburtstage, die man nicht feiert oder ausgefallene Olympische Spiele auch mitgezählt!
Die Bierprobe fand bei kühler Witterung am Donnerstag, 20. Mai 2010, am Erich Keller (Tucher-Bergkirchweihbier) statt, wobei Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis (zapfte wieder einmal genial mit 3 Schlägen an) bemerkte, dass heuer der kälteste Mai seit 1941 sei!
Der FSV Bruck bewirtschaftet seit 1971 ununterbrochen den ehemaligen Ottschen Keller östlich vom Steinbach Keller, sodass der Sportverein heuer den 40. Jahrestag feiern konnte. Hierzu gab es eine gelungene Festschrift.
Dirndl- und Trachteninvasion allenthalben; gerade bei jungen Damen manchmal bergunpassend und optisch kontraproduktiv - spätestens dann, wenn der Bergschlamm an den nackten Beinen klebt!
Um mehr Rettungswegraum zu erhalten, mussten heuer einige Bankgarnituren südlich des Hofbräu Kellers weichen und die Gasse zwischen den Kellern und dem Altstädter Schießhaus frei bleiben. So fanden die dort ehemals beheimateten Imbiss- und Verköstigungsstände auf dem neu geschaffenen Schützenanger östlich des Altstädter Schießhauses ihren neuen Platz. Schützenanger - eine historisch richtige Wortwahl für das Gelände des ehemaligen Schießhausgartens der Altstädter Schützen bzw. der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft, die hier bis Anfang des 20. Jahrhunderts alljährlich ihr Königsschießen abhielten.
2010 war die 78-jährige Nürnbergerin Frau Gunda Müller zum 59. Mal auf der Bergkirchweih (als "Beschickerin"); allerdings zeigte sie sich äußerst unglücklich darüber, dass ihr Stand "Willi's Mandeln" in den letzten Jahren immer weiter nach Osten wandern musste. Heuer gab es die nach unserer Meinung besten gebrannten Mandeln der Bergkirchweih neben dem Riesenrad vis-a-vis vom Helbig Keller.

 

Bierkönigin Isabella I. hielt Hof auf der Bergkirchweih

Fotos:  Sabine Ismaier

Für Isabella I., 2009 gekrönte Kitzmann-Bierkönigin Nr. 10, ist der Traum ihrer Vorgängerinnen in Erfüllung gegangen: Für die 23-Jährige begann im Mai das zweite Jahr ihrer Amtszeit. Gebührend feierte Isabella Hornschild, die im Privatleben als Handelsfachwirtin in Erlangen arbeitet, diesen Anlass mit ihren Amtsvorgängerinnen auf dem traditionellen Stammtisch der Bierköniginnen auf der Bergkirchweih. Da machte den hübschen Damen auch nicht das regnerische und kühle Wetter am Mittwoch, 26. Mai 2010, einen Strich durch die Rechnung, schließlich kann Entlas-Keller-Wirt Fritz Engelhardt mit einem großen Festzelt dienen.

Noch ein knappes Jahr darf Isabella I. ihr Amt ausüben. Im Mai 2011 werden Erlanger Bierfreunde und Kitzmannfans ihre Nachfolgerin bestimmen. Dem Casting einer Jury aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wird dann wieder die öffentliche Abstimmung im Brauereihof folgen, bei der drei Kandidatinnen auf offener Bühne die Gunst des Publikums erobern müssen. Isabella hatte sich seinerzeit mit Kerwasgesängen, überzeugendem Humor und zielsicherem Anzapfen eines Bierfasses durchgesetzt.

„Die Bierkönigin ist eine unserer wichtigsten Sympathieträger“, freute sich Peter Kitzmann, „umso schöner ist es, dass die Verbundenheit zur Kitzmann Bräu stets weit über die eigentliche Amtszeit hinaus anhält“. Entsprechend fröhlich ging es am Königinnenstammtisch zu, wobei die Hoheiten ihren großen Zusammenhalt bekräftigten.

Nachdem sich die Damen zusammen mit Brauereichef Peter Kitzmann, Königinnenbeauftragtem Markus Kern und einigen Medienvertretern an frisch gezapftem Kerwasbier, Grillhaxen, gebratenen Enten oder Bratwürsten gelabt hatten, ging es zum gemeinsamen Spaziergang über den Berg, um allen Kitzmann-Ausschankstationen die Aufwartung zu machen. Und spätestens auf der 256. Erlanger Bergkirchweih 2011 treffen sich dann alle Hoheiten bei „ihrem“ Stammtisch wieder – dann unter der Führung der neuen Kitzmann-Bierkönigin Nr. 11!

 

Babette Vestners "Berglob"

Fotos: Sabine Ismaier

Bei ihrem Bergrundgang machten die Kitzmann-Bierköniginnen und ihr Begleittross traditionsgemäß auch am Weller Keller Station. Hier wurden sie freundlich von der Festwirtin Rosi Müller (Müllers Bratwürste) im Empfang genommen und bewirtet. Dabei ließ es sich Rosi Müller nicht nehmen, das Lobgedicht über die Erlanger Bergkirchweih ihrer Mutter Babette Vestner (aus der gleichnamigen Bäckerei am ehemaligen Bayreuther Tor) vorzutragen:

Draußen vor des Städtchens Toren
An des Burgbergs schattigem Hang
Feiert stets zu Pfingsten Kirchweih
Meine Vaterstadt Erlang'.
Überall in Frankens Gassen
Und darüber weit ins Land
Ist die Erlanger Bergkirchweih
Ja bei Jung und Alt bekannt.
Und so strömen sie in Scharen
Zu dem frohen Kirchweihfest
Wie ja auch der Erlanger
Dieses sich nicht nehmen lässt.
Froh bewegtes buntes Treiben
Durch der Buden lange Reih`n
Karussells und vieles Andere
laden zum Besuche ein.
Ein freundliches Plätzchen
Im Schatten der Eichen
Beehrt sich Frau Sonne
Uns dann zu zeigen.
Und der Musik zarte Weisen
Wollen uns willkommen heißen
Zu bleiben, solang's uns gefällt
Es gibt ja alles hier ums Geld.
Und's best', mei Freind, ich sog des bloß
Des is a frischa Kellermohs
Doch lohs der des zur Warnung sei
Schau net zu tief in Mohskrug nei.
Und dann am 12. Tage
Ist unsrer Kirchweih Schluss
Weil sie für ein Jahr wieder
"Begraben" werden muss.

Unser Tipp für die 256. Erlanger Bergkirchweih im Jahr 2011: Als Gruppe einen Tisch am Weller Keller reservieren und sich von der freundlichen Festwirtin Rosi Müller zu genialer Brotzeit und frisch gezapftem Kitzmann-Bergkirchweihbier dieses Gedicht aus der handschriftlichen Originalfassung vortragen lassen. Und wem es oben auf der überdachten Terrasse zu warm oder zu kalt ist, seien die frisch renovierten, hell und freundlich gestalteten unteren Gasträume des Traditionskellers vis-a-vis vom Schützenanger empfohlen.


Der Beck-Landbierbrot, das erfolgreiche 
Spezialbrot des Monats Mai 2010


Im Wonnemonat präsentierte Der Beck aus Erlangen-Tennenlohe exklusiv ein im Steinofen gebackenes, rustikales Roggenmischbrot, bei dem der sonst für die Herstellung übliche Wasseranteil durch Zirndorfer Landbier ersetzt wurde. Die hochwertigen Backzutaten (Roggen- und Weizenmehl, Röstmalz, Sauerteig, Brotgewürze und Malzflocken) sowie das süffige Zirndorfer Landbier sorgen für ein herzhaftes Aroma ohne jeden Alkohol (der verdampft schließlich beim Backvorgang). Das promillefreie Brot (zu den ersten 10.000 Laiben gab es gratis eine Flasche Zirndorfer Landbier als Promotionszugabe) war trotz des recht stattlichen Preises (2,90 €/750 g) so erfolgreich, dass Der Beck die schmackhafte Spezialität bis auf weiteres in sein Grundsortiment aufnahm.


Holzfasspichen bei der Löwenbräu

Fotos: Sabine Ismaier

Nach 27 Jahren Dornröschenschlaf erweckten Haus- und Hobbybrauer um Kurt Adler sowie Chef und ein paar pensionierte Mitarbeiter der Löwenbräu Buttenheim die dortige Fasspichanlage am Samstag, 12. Juni 2010, wieder zum Leben. Das hatten Löwenbräu-Chef Hansi Modschiedler und Kurt Adler bereits Monate zuvor bei einem Brauerstammtisch vereinbart. So kamen dann nach und nach 20 Haus- und Hobbybrauer mit ihren alten, gewässerten Holzfässern, um die zwei Stationen der Pichapparatur abzuarbeiten: Zunächst wird mittels Hitze das alte noch im Fass befindliche Pech verflüssigt, sodass es herauslaufen kann; anschließend neues, oder wieder verwendetes Pech in das Fass eingespritzt. Danach werden die Fässer maschinell gerollt, um das Pech gleichmäßig auf der Innenwand zu verteilen.
Natürlich macht so eine Arbeit durstig. Da war es gut, dass Hansi Modschiedler ein 15-Liter-Freibier-Fässla zur Verfügung stellte. Nach Abschluss der schweißtreibenden Arbeit an der im Jahr 1930 gebauten Anlage ging es ins Wirtshaus der Löwenbräu, um bei Bohnenkernen, geselchtem Bündle und rohen Klößen die gesamte Fasspichaktion noch einmal Revue passieren zu lassen. Und alle beteiligten Hobbybrauer waren sich einig in ihrem Lob der Familie Modschiedler, der es einerseits zu verdanken ist, dass es diese Anlage heute überhaupt noch gibt (der Raum wurde über Jahrzehnte von der Brauerei als Abstellplatz genutzt), und dass sie andererseits unter tatkräftiger Beteiligung des Chefs und ehemaliger Mitarbeiter wieder in Betrieb gesetzt wurde. Hier einige Fotoimpressionen von dieser technikgeschichtlich durchaus bedeutsamen Aktion.


Tag der Erlanger Altstadt am Sonntag, 13. Juni 2010

Leider musste das Schaubrauen der Hobbybrauer auf dem Martin-Luther-Platz entfallen, was wohl die gleichen Gründe hat, wie deren Fehlen auf dem Altstädter Kirchenplatz beim Erlanger Herbst 2009 und beim Erlanger Frühling 2010. Trotzdem kam die kulinarische Seite beim Tag der Altstadt am Sonntag, 13. Juni 2010, nicht zu kurz. Schließlich sorgte die Familie Gulden für Backspezialitäten wie z.B. ihre "Schwarzen Büchenbacher im Schlafrock" oder die Familie Langhammer vom Hotel Grauer Wolf bot ihre hausgemachten fränkischen Bratwürste am Martin-Luther-Platz an. Zur Erfrischung empfahl sich u.a. die prickelnde Holunderblütenbowle, die Gastronomin Resi Langhammer im Innenhof ihres Hotels kredenzte. Im Rahmen der Themenführung "Das Stadtmuseum Erlangen. Geschichte und Perspektiven" zeigte Museumsleiter Thomas Engelhardt u.a. die ehemaligen Malzkeller der 1918 aufgegebenen Brauerei Ott. Hierbei aufgenommene neue Erkenntnisse zum Thema Erlanger Brauereien einst und jetzt konnten dann bei einer spannenden Führung durch das Brauereimuseum der Steinbach-Bräu weiter vertieft werden - wobei es von Vorteil war, wenn man zuvor das ehemalige Gasthaus-Brauereianwesen Martin-Luther-Platz 3 (Flohmarkt) und den vormals Tauberschen Gewölbekeller Martin-Luther-Platz 5 (hier wurde Familienzaubern geboten) gesehen hatte.
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erlanger.gif (648 Byte)© 2000-2011 ,  Jochen Buchelt, Stand: 28.12.2010

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