Die Kriegenbrunner Kirchweih 2010 in vier Akten
|
1. Akt: Das Festier
Auch wenn Festwirt Georg Rottner in seinem Traditionsgasthaus Zur Linde
heute eigentlich Kaiser-Bier aus Neuhaus/Pegnitz ausschenkt, hat er zur
2010er Kerwa erstmals mit Hilfe der Kerwasburschen und -madli (welche die
eigentlichen Auftraggeber waren) und dem Verein zur Förderung der
fränkischen Braukultur ein Original Kriegenbrunner Kerwasbier für den
häuslichen Gebrauch brauen lassen. Hier - exklusiv - der Sudrapport vom
Brautag Dienstag, 6. April 2010.
(Text und Fotos: Sabine Ismaier)
|
Sud-Nummer:
|
3
|
Biersorte:
|
Festbier
|
Brautag:
|
Dienstag, 06. April 2010
|
Malz:
|
25 kg Pilsner Malz 1.)
25 kg Münchner Malz 1.)
3 kg Carared® 2.)
|
Mälzerei:
|
1.)
Klostermalz Wirth GmbH / Stephan Bergler, Frauenaurach
2.) Weyermann® Malzfabrik, Bamberg
|
Anmerkung:
|
Malz etwas zu fein geschrotet
|
Brauer:
|
|
|
Einmaischen um 9:00 Uhr mit 160 l
63°C, Maltoserast ab 9:40 Uhr
Zubrühen von 40 l 10:10 Uhr = 200 l
73 °C erreicht um 10.20 Uhr
Verzuckerungsrast bis 11:00 Uhr
|
|
|
Abmaischen 11:00 Uhr
Geläutert wird in 3 Läuterbottichen
|
|
|
|
|
Läuterruhe bis 11:55 Uhr
|
|
|
Abläutern der Würze von 11.55 bis 14.15 Uhr
|
|
|
|
|
Die erste Messung der Vorderwürze ergab 20%. Nun begann das Anschwänzen
mit 160 l Wasser, danach hatte die Würze einen Zuckergehalt von ca. 12% -
Übrig blieben ca.60 kg Malztreber (bestes Kraftfutter für die Milchkühe
in der Nachbarschaft)
|
|
|
= linker Kessel 190 l 12,2 %
= rechter Kessel 150 l 12,4%
340 l 12,3 %
|
|
|
Die Würze wird in 2 Kesseln gekocht
Beginn 14.25 Uhr
|
Hopfengabe: Spalter / Hersbrucker Aroma-Hopfen
680 g aufgeteilt in 2 Gaben:
1. Gabe: 480g 15.05 Uhr
2. Gabe: 200g 15.35 Uhr
|
|
|
Kühlen mit dem Gegenstromkühler auf 60°C 16:10 Uhr
Anschließend Trubabscheidung durch Whirlpool
30 Minuten Pause
|
Filtern u. Kühlen auf 16°C 17:15 Uhr
|
|
|
|
Nach dem Kochen, Kühlen und Filtern waren von den
ursprünglichen 340 Litern in der Sudpfanne (Wurstkessel) nur noch 255 Liter
mit einer Stammwürze von 14,4% übrig geblieben.
Zwei Kerwa-Burschen liefen insgesamt 26-mal (je 10l Eimer) in den Gärkeller
um die Würze in 3 Gärbottiche umzufüllen, anschließend wurde die Würze
mit 10% Wasser verdünnt.
Also 10% von 255 Litern= 25 Liter (Die Verdünnung von 255L auf 280L,
ergibt eine Verringerung der Stammwürze von 14,4% auf 13%).
Ergebnis: 280 Liter Würze in den Gärbottichen,
mit einer Stammwürze von 13%.
07.04.2010 / 15 Uhr
Zugabe von 6 Liter dickbreiiger, untergäriger Hefe von der Brauerei
Kitzmann Erlangen
Sie soll die Würze in ein dunkles, vollmundiges Festbier umwandeln,
geschätzter Alkoholgehalt: 5,5%
|
|
2. Akt: Der freitägliche Bieranstich (Fotos: Sabine
Ismaier)
Die Erlanger FWG-Stadträtin Annette Wirth-Hücking hatte die Ehre des
Fassanstichs am 18. Juni 2010 ab 19.00 Uhr. Zunächst wollten die 30 l
Kaiser-Pils ihre Behausung noch gar nicht verlassen und mussten erst mit 16
"Lockklopfern" wachgerüttelt werden. Nachdem Georg Rottner zur
Erkenntnis gekommen war, dass der Pfropfen schief saß, genügten Frau
Wirth-Hücking drei weitere gekonnte Schläge, um das gute Fass anzustechen.
Anschließend wurde das Pils in Maßkrügen ausgetragen (für die
Kerwasmadli und -burschen sowie je eine Freibiermaß pro Tisch).
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Georg Rottner und seine alten Kriegenbrunner Biermarken
|
|
3. Akt: Die Kirchweih-Bäume (Fotos: Kurt Adler)
Am Samstag, 19. Juni 2010, hieß es, Fällen in der Mönau, Transportieren,
"Einholen durch den Ort" und Aufstellen der beiden
Kirchweih-Bäume der kleinen und großen Kerwasburschen.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
4. Akt: Der traurige Montag (Fotos: Kurt Adler und Sabine
Ismaier)
In Kriegenbrunn hat der abendliche Kirchweih-Kehraus (Mo., 21. Juni 2010)
mit anschließendem Wehklagen und dem "Morgensegen" seinen ganz
eigenen Charakter.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wenige Tage vor der kürzesten Nacht des Jahres fand am
Samstag, 19. Juni 2010, ab 17.00 Uhr das rustikale Traditionsfest der
Nachtbräu am Uttenreuther Felsenkeller nach eigenen Angaben schon zum 19ten
Mal statt. Bei trockener Witterung kamen insgesamt ca. 80 Gäste, die sich
ab 22.00 Uhr, als der Abend etwas frisch wurde, mehr und mehr um den zur
Feuerwanne umfunktionierten Grill scharten. Die Nachtbräu hatte für diesen
Tag wieder zwei spezielle Biere gebraut; zunächst wurde ein
"Altdeutsches Helles" angezapft: Da das Fass erst 10 Minuten vor
dem Anstich aufgestellt wurde, gab es neben reichlich Schaum auch sehr viel
Hefe. Das sah dann mehr nach Whisky-Sahnelikör als nach Bier aus. Doch nach
der 5. Maß wurde das reichlich gehopfte Untergärige immer klarer und wurde
zum Geschmacksfavoriten des Abends. Die Mehrheit der Gäste zog dennoch
(mengenmäßig) den zweiten Nachtbräu-Gerstensaft, ein dunkles Vollbier,
vor. Dabei war dieses klassische Landbier mit seinen beachtlichen 14 %
Stammwürze eigentlich ideal für einen Mittsommerabend. Rainer Weiss und
seine vier Braugefährten konnten heuer auf ihrem Fest nur wenige
"Neulinge" unter den Gästen begrüßen, sodass sich nur Publikum
für eine einzige seiner absolut empfehlenswerten Führungen durch den etwa
100 m langen Natursteinkeller fand.
|
WM in Südafrika
(Fotos: Sabine Ismaier)
|
Auch in Erlangen hatten sich zur WM "bierige" Lokalitäten als
Public-Viewing-Veranstalter gerüstet - und so strömten die Erlanger Fans
in den E-Werk-Garten, den Gastgarten der Steinbach Bräu oder auf den
Entlas-Keller. Bei Steinbach konnte man dann zu den Livebildern vom Spiel
der deutschen Elf letztmals für heuer original Bergkirchweihbier genießen,
während am Berg u.a. das Kitzmann-Kellerbier 1904 aus Fritz Engelhardts
Zapfhähnen strömte.
|
|
|
|
|
|
|
Vier-Bräu-Fest am Uttenreuther Felsenkeller
|
Am Super-WM-Samstag, 3. Juli 2010, konnten die Macherinnen und Macher der
nun schon seit 13 Jahren bestehenden Hobbybrauvereinigung Vier-Bräu rund 60
Gäste zu ihrem gemütlichen Grillabend am Uttenreuther Felsenkeller
begrüßen. Für die Fußballenthusiasten hatte das Team um die Willi (Petra
Paulsen) und den Andy Sperr extra einen Beamer in das Dunkle eines
Lieferwagenkastens installiert - entsprechend groß war die Freude nach dem
sensationellen 4 : 0 Deutschlands gegen Argentinien (aber auch das
abendliche 1 : 0 der Spanier gegen Paraguay konnte live verfolgt werden).
Für ihre Feier hatte sich die Vier-Bräu mit folgenden unfiltrierten und
hefetrüben Bierspezialitäten ins Zeug gelegt:
Ommm - klangschalenveredeltes helles Vollbier. Bei der Herstellung
des hellgelben, malzaromatischen, nur leicht gehopften Untergärigen wurde
jeder Prozessschritt durch die Schwingungen original tibetanischer
Klangschalen unterstützt. So führt der Genuss dieses gelungenen Bieres
(etwa 14,5 % Stammwürze und 5,9 % vol. alc.) unweigerlich zu
Ausgeglichenheit, Bewusstseinserweiterung und Glück (… sofern man dafür
eine Ader hat!).
Kesselbier - ein Märzen. Das Stammbier der Hausbrauer (ca. 13 %
Stammwürze und 5,5 % vol. alc.) kam wie immer untergärig, kräftig,
malzsüß, süffig und dunkelbraun daher - ein Gerstensaft, der am
Felsenkeller immer schmeckt!
|
|
|
200 Jahre Erlangen in Bayern - der bayerische Ministerpräsident sagte Prost
mit Steinbach-Bier
Fotos: Wilfred Kopper (vielem Dank!)
|
Während das Fürstenbistum Bamberg 1802, die ehemals freie
Reichsstadt Nürnberg 1806 und das Hochstift Würzburg 1818 bayerisch
wurden, erfolgte in Erlangen die Übergabe an Vertreter des jungen
Königreichs am 4. Juli 1810. Die kleine Universitätsstadt gehörte zu den
wenigen Gewinnern der damaligen Ereignisse. Daher ließ es sich die Erlanger
Stadtspitze auf Anregung von Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob auch nicht
nehmen, zu einem Festakt an historisch bedeutsamem Ort einzuladen.
Die Gedenkfeier zum 200-jährigen Jubiläum der Zugehörigkeit Erlangens zu
Bayern (und zum 1008. Stadtgeburtstag) fand am Freitag, 16. Juli 2010, ab
19.00 Uhr (ein herrlicher Hochsommerabend) im Eichenwald unterhalb des zur
100-Jahr-Feier 1910 aufgestellten Gedenksteins mit dem großen bayerischen
Staatswappen statt. Wer allerdings eine demutsvolle Lobhudelei auf
weiß-blaue Landesherren und Staatsregierung erwartet hatte, lag völlig
falsch: Sowohl Oberbürgermeister Dr. Balleis als auch die Vizepräsidentin
der Friedrich-Alexander-Universität Frau Prof. Haberer ließen Stadt und
Alma Mater verbal in solch glänzendem Licht erstrahlen, dass der
eigentliche Ehrengast des Abends in seiner Ansprache die 200-jährige
Zugehörigkeit der fränkischen Universitätsstadt zum weiß-blauen Land nur
noch als "echten Glücksfall für Bayern" bezeichnen konnte.
Die Veranstaltung wurde mit Liedvorträgen des Chors der Singschulkinder und
mehreren Beiträgen der Erlanger Stadtkapelle musikalisch umrahmt.
Selbstverständlich erklangen dann auch das Frankenlied und (später) die
Bayernhymne (zum Mitsingen hatten die Organisatoren Liedblätter verteilt).
Nachdem Ministerpräsident Horst Seehofer, der mit Gattin Karin angereist
war, auch noch symbolisch eine von der Firma Immobilien-Brunner gestiftete
junge Eiche neben das Bayerndenkmal gepflanzt hatte, war es nicht zuletzt
wegen der sommerlichen Temperaturen an der Zeit, die von Brauerei-Seniorchef
Dieter Gewalt bereitgehaltenen Seidlas-Krüge mit Steinbach-Storchenbier zu
kredenzen und auf einen rundum gelungenen Festakt anzustoßen. Daneben gab
es noch andere gespendete Gaben wie Mineralwasser, Apfelsaftschorle, kleine
Gulden-Brezen mit Grobsalz und frisches italienisches Eis. So schleckte dann
später auch der Herr Ministerpräsident genüsslich an dem ihm
überreichten Waffeleis mit einer rot-weißen und einer weiß-blauen Kugel!
|
|
|
|
Nachdem die Enthusiasten um Alex Jordan vom 30. April bis 30. Juni 2010 alle
ihre Kräfte für die gastronomische Zwischennutzung des ehemaligen
Gummi-Wörner am südlichen Ende des Martin-Luther-Platzes ("Gummi-Wörner
Untergang") steckten, blieb für die Vorbereitung der 3. Erlanger
Bierwanderung scheinbar recht wenig Zeit. So hätte dann die Veranstaltung
am Sonntag, 18. Juli 2010, ab 11.00 Uhr, auch ein größeres Medienecho und
mehr Publikum vertragen. Auf der 6 km langen Strecke durch den Meilwald und
auf den Rathsberg waren wieder vier Stationen mit fränkischen
Bierspezialitäten verteilt (Steinbach und Kitzmann aus Erlangen, Meister
Unterzaunsbach und Klosterbrauerei Weißenohe). Der Bierpass kostete 7 €
und beinhaltete Bierverköstigungen an allen Stationen. Auch an Kinder wurde
gedacht; dieses Mal gab es einen Apfelschorle-Pass für 4 €.
|
|
Auch heuer zog Erlangens schönster Altstadtplatz zum
gleichnamigen Fest die Menschen in seinen Bann, als vom 30. Juli bis zum 1.
August 2010 das nunmehr (nach Angaben der Veranstalter) 17. Altstadtfest
gefeiert wurde. Da stimmten dann auch wieder Wetter, kulinarisches Angebot
und Unterhaltungsprogramm - sehr zur Freude auch des Organisationsteams um
die Betreiber der Restaurants Lennox und Zen. Selbstredend, dass die
Steinbach Bräu hierzu einen Sud ihres schon legendären Altstadtbiers
gebraut hatte, das heuer allerdings mit etwas weniger Rezens als im
Brauereiausschank daherkam.
|
|
|
|
|
(Fotos: Sabine Ismaier)
|
Bei heimatkulturellen Veranstaltungen außerhalb der Universitätsstadt sind
die Erlanger Haus- und Hobbybrauer/innen des Vereins zur Förderung der
fränkischen Braukultur vielfach umworbene, gerne gesehene Gäste. Sei es
nun auf dem Krenmarkt in Baiersdorf, dem Bürger- und Heimatfest anlässlich
der Feierlichkeiten "600 Jahre Marktrecht" in Neunkirchen am Brand
oder aber am Wochenende 31. Juli/1. August 2010 auf dem Mittelalterfest in
Herzogenaurach, überall zeigt sich das gleiche Bild: Die
Kulturverantwortlichen der jeweiligen Kommunen bemühen sich
außerordentlich um die brodelnden Sudkessel der Brauenthusiasten, damit sie
ihre Veranstaltungen mit dieser besonderen Attraktion bereichern können.
Hier nun Impressionen aus dem Herzogenauracher Schlosshof, wo das Kulturamt
den mottogemäß mit alten Braukutten bekleideten Hobbybrauern/innen einen
riesigen Standplatz (8 x 8 m) zur Verfügung stellte.
|
|
|
|
|
|
|
|
|