Schlachtschüssel im Haußner-Hof -
der inoffizielle Startschuss für die Eltersdorfer Kirchweih
Fotos: Sabine Ismaier
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Offiziell fand heuer die nicht nur für ihren großen Kirchweihbaum
(verwandelt sich im Advent dank elektrischer Lichterketten zum höchsten Christbaum weit und breit) und den
bedeutendsten Erlanger Kirchweihumzug bekannte Eltersdorfer Kerwa vom 4. bis
zum 6. September 2010 statt, doch eingeläutet wurde sie zuvor - wie es schon
Tradition ist - durch die beliebte Schlachtschüsselveranstaltung im
Haußner-Hof, Egidienstraße 5.
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Hier gab es am 2. September 2010 ganz frisch zubereitete
Schlachtschüsseldelikatessen (Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste sowie
Bratwürste mit Sauerkraut); dazu schmeckten Bauernbrot und gut
eingeschenkte Biere der Brauerei Ott Oberleinleiter (Fränkische Schweiz).
Wir erzählen das hier, obwohl man eigentlich über diesen Geheimtipp
schweigen müsste!
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Fotos: Sabine Ismaier
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Zu gehobener Küche wird nur Wein getrunken? Weit gefehlt. Im Gasthaus
Polster, bekannt für seine regional verankerten und zugleich innovativen
Gerichte, wird bereits seit einem Jahrhundert Bier der Brauerei Kitzmann
ausgeschenkt.
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Zusammen feierten die beiden Erlanger Traditionsbetriebe am Sonntag, 12.
September 2010, ihr 100-jähriges Jubiläum.
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Das Fest machte mit einer Bierverkostung, einer Führung hinter den Kulissen
der Gaststätte, einer kabarettistischen Darbietung von Klaus Karl-Kraus und
nicht zuletzt einem vom Polsterteam herausragend komponierten Biermenü
deutlich: Braukunst und Esskultur gehören zusammen.
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Johann Polster und Peter Kitzmann sorgen dafür, dass das
auch in Zukunft so bleibt – und blicken stolz auf ihre gemeinsame
Geschichte zurück.
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„Mit der Brauerei Kitzmann als Partner mussten wir auch vor wirtschaftlich
schlechten Zeiten keine Angst haben“, versichert Johann Polster.
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„Unsere Familien haben gemeinsam viel überstanden“, deutet zudem Peter
Kitzmann an, welche Herausforderungen in einem Jahrhundert gemeinsam
gemeistert wurden.
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Zum Jubiläum haben sich Polster und Kitzmann ein besonderes Programm überlegt.
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Gleich zu Beginn der Jubiläumsfeier gab es im Gastgarten das 1904er
Kellerbier aus dem zünftigen Deko-Holzfass, die Fränkischen
Wirtshausmusikanten spielten auf und Klaus Karl-Kraus servierte einen
verbalen Vorgeschmack auf das folgende Menü.
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Zwischen den einzelnen Gängen sorgte ein Klassikduo für musikalische
Untermalung.
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Schließlich konnten die Gäste einen Blick hinter die
Kulissen werfen: Ein Rundgang durch die Gaststätte gewährte ungewohnte
Einblicke in die Küche, den Keller sowie in die Zimmer des Gasthauses.
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Wer noch mehr über Kochen mit Kitzmann Bier erfahren wollte, dem boten die
Jubilare Bierkochkurse inklusive Brauereiführung, die ab November 2010
stattfinden, als Jubiläumsevent an.
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Die gemeinsame Geschichte der Unternehmen begann 1910, als Johann Baptist
Polster und August Kitzmann die Zusammenarbeit begründeten.
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Schon damals galten Brauerei und
Gasthaus als Traditionsbetriebe: Sie brauten und kochten
bereits seit 1833
beziehungsweise 1839.
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Die damalige Gaststätte Polster unterschied sich aber
deutlich vom heutigen Restaurant: „Früher war das Gasthaus vor allem eine
Bierstube – gekocht wurde nur am Wochenende“, erklärt Polster.
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Wollte ein Gast unter der Woche essen, nahm er mit Bratwürsten oder einer
Brotzeit vorlieb.
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Bis 1910 schenkte Polster Bier der Büchenbacher Brauerei
Pohl aus, die in jenem Jahr ihren Braubetrieb einstellte.
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So stand der Weg offen für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kitzmann –
in guten wie in schlechten Zeiten.
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Besonders die beiden Weltkriege und die wirtschaftlich
schweren Jahre der Nachkriegszeiten forderten die beiden Unternehmen.
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„Während der Kriege kamen nur wenige Gäste“, weiß Baptist Polster zu
berichten. Der 82-jährige Vater von Johann Polster leitete die Gaststätte
von 1950 bis 1985.
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Auch die Brauerei Kitzmann litt unter den Folgen des Krieges und musste 1942
die brauereieigene Bräuschänke schließen.
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„Nicht zuletzt, weil wir einen erheblichen Mangel an Personal
hatten“, berichtet Peter Kitzmanns Vater Karl.
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Aber gerade in schlechten Jahren zeigt sich, auf welche Partner man sich
verlassen kann: „In der Nachkriegszeit war das Getreide knapp, weshalb in
deutschen Brauereien nur Dünnbier gebraut werden durfte.“ Auch für die
Erlanger Bierhersteller war es schwer, Getreide zum Brauen zu erhalten.
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Hier konnte Kitzmann auf seinen Partner zählen: Die Familie Polster, die
neben der Gaststätte auch einen landwirtschaftlichen Betrieb führte,
belieferte Kitzmann mit Braugerste, so dass die Bierproduktion weitergehen
konnte.
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Und auch sonst halfen die Familien einander. Wie beim Eisquader-Stechen, das
in kalten Winterwochen schwerpunktmäßig im ehemaligen Ludwigskanal
stattfand.
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Die „Ernte“ wurde in Eiskellern eingelagert und half, das Bier im Sommer
in den Brauereikellern und in
den Gasthäusern kühl zu halten. „Das Eisstechen war eine wichtige, aber
auch gefährliche Arbeit“, erläutert Baptist Polster, „bis Kühlschränke
eingesetzt wurden, konnte das Bier aber nur mit Natureis gekühlt werden“.
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Als Johann Polster – der ebenso wie die
Starköche Johann Lafer oder Alfons Schuhbeck die Kochkunst bei Eckart
Witzigmann gelernt hat – 1985 die Leitung der Gaststätte übernahm, blieb
die Zusammenarbeit mit Kitzmann ein Eckpfeiler. Obwohl sich unter seiner Führung
vieles änderte.
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Der landwirtschaftliche Betrieb wurde aufgegeben und aus der ehemaligen
Bierstube wurde ein fränkisches Lokal der kulinarischen Spitzenklasse –
das zwischen 1987 und 1999 sogar einen Michelin-Stern führte. Kitzmann Bier
hatte auch in der neuen Speisekarte eine zentrale Rolle: „Ein frisch und
sauber gezapftes Bier passt auch zu anspruchsvollen Gerichten“,
unterstreicht Polster.
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Das zeigt: Die Partnerschaft ist nach 100 Jahren noch lange nicht zu Ende
– nicht zuletzt weil Polster sowohl die Wünsche der Gourmet-Gäste als
auch der Stammgäste aus dem Ort kennt, die er in zwei eigenen
Restaurantbereichen bewirtet. Und das sieht Polsters Schwiegersohn und Küchenchef
Christian Schauer ganz genau so.
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Der gebürtige Kärntner lässt sich nach getaner Arbeit ausgesprochen
gern ein Kitzmann Helles (direkt aus der Flasche) schmecken – ganz genau
so, wie der Großvater seiner Frau, Baptist Polster.
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Erlanger Hobbybrauer auf dem Baiersdorfer Krenmarkt
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Bei heimatkulturellen Veranstaltungen außerhalb der
Universitätsstadt sind die Erlanger Haus- und Hobbybrauer/innen des Vereins
zur Förderung der fränkischen Braukultur vielfach umworbene, gerne
gesehene Gäste. Sei es nun auf dem Bürger- und Heimatfest in Neunkirchen
am Brand, dem Mittelalterfest in Herzogenaurach oder am Sonntag, 19.
September 2010, auf dem Krenmarkt in Baiersdorf, überall zeigt sich das
gleiche Bild: Die Kulturverantwortlichen der jeweiligen Kommunen bemühen
sich außerordentlich um die brodelnden Sudkessel der Brauenthusiasten,
damit sie ihre Veranstaltungen mit dieser besonderen Attraktion bereichern
können. Hier nun Impressionen aus Baiersdorf, wo die Hobbybrauer/innen
einen idealen Standplatz an der Hauptstraße direkt vor dem ehemaligen
Gasthaus Zum Storchennest (dahinter produzierte bis vor einigen Jahren noch
die Malzfabrik Biermann) zur Verfügung hatten. Mit dabei auch der Erlanger
Brauspezialist Jürgen Sommer, der zusammen mit seiner Freundin Sandra ein
rötliches Lagerbier und ein Ingwer-Spezialbier kreierte.
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