Heiße Vorderwürze
Fragt man alte Brauer nach ihrem Spezialrezept gegen Husten,
Schnupfen und Heiserkeit, so erklingt unisono das Loblied auf die bottichheiß
getrunkene Vorderwürze.
Nach dem Einmaischen des frisch gemahlenen Malzschrotes im
Brauwasser bei etwa 52° C, der
Eiweißrast (Temperaturabfall auf 45° C), der Maltoserast (bei 63° C) und
der anschließenden Verzuckerung (ca. 73° C) hat sich auf enzymischem Weg
die Stärke in Zucker verwandelt. In Franken werden diese Temperaturerhöhungen
traditionell durch das separate Kochen und anschließende Zuführen von sog.
Teilmaischen bewerkstelligt. Nach der vollständigen Verzuckerung folgt das
Abmaischen der inzwischen 78° C heißen Masse im Läuterbottich mit seinem
geschlitzten Senkboden.
Die Trennung der festen Malzrückstände vom flüssigen
Element erfolgt über den Filtereffekt der Treberschicht. Der trübe
Vorlauf, der über die Schwanenhälse in den Läutergrand (Vorlaufwanne am Läuterbottich)
sprudelt, wird zurück auf die Treber geschüttet bzw. gepumpt. Bald läuft
die Vorderwürze blank (klar) und wird von hier in die Sudpfanne zum
anschließenden Kochen gepumpt.
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Die heiße Vorderwürze (erst die spätere Hopfenzugabe
macht sie zur eigentlichen Bierwürze) ist mit einer Konzentration von
mindestens 16 % Extrakt (bei normalem Vollbier) das Elixier der Brauer und
wird frisch aus dem am Läuterhahn gefüllten Krug getrunken. Wer sich auf
dieses Heißgetränk einlässt, dem erschließt sich ein malzsüßer, fast
honigaromatischer Geschmack. In vielen Brauereien schwörte man früher auf
dessen gesundheitsfördernde Wirkung!
Die heiße Vorderwürze des Steinbach-Storchen (später ein untergäriges
Vollbier mit 12,5 Prozent Stammwürze) wird offen über drei Schwanenhälse
abgeläutert. Nach der Abkühlung auf etwa 20 Grad C misst Michael
Hofstätter einen Extraktgehalt von 16,1 Prozent.
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