Erlanger Bier für oberfränkische Brotzeitrunden

Fotos: Sabine Ismaier
Im Dezember 2007 hatte der Forchheimer Globus-Markt ein bemerkenswertes Kombi-Angebot: Einen Kasten Kitzmann-Bier (gemischt oder Wintergold) mit Gratiszugabe von einem Kilolaib Mischbrot und einem Ring Stadtwurst (ein Pfund) für 10,99 Euro. Bei diesem "Brotzeitknaller" ließen sich die Kunden vielfach nicht zweimal bitten - und das in der Region mit der größten Brauereidichte der Welt!


Die Antwort auf das Rauchverbot - Steinbach Rauchweizen!

Ab dem 4. Januar 2008 - pünktlich zur ausnahmslosen Einführung des Rauchverbots in bayerischen Gaststätten - lief bei der Steinbach Bräu Erlangen die flüssige Antwort aus dem Zapfhahn: das obergärige Rauchweizen. Mit dieser Gesetzesvorgabe des Bayerischen Landtags, die natürlich auch in allen Bereichen der Steinbach Gastronomie ihre Gültigkeit hat (der Nebenraum oberhalb des Sudwerks war übrigens bisher schon rauchfrei), gilt es für die Konsumenten von Tabakwaren, an den Stehtischen im idyllischen Brauereihof "ihrer Lust zu frönen".

Das Rauchweizen wurde u.a. aus hellem Weizenmalz, dunklem Gerstenmalz, Rauchmalz, Sauermalz und Aromahopfen gebraut (die Malze wie immer aus der familieneigenen Produktion). Es wurde höher vergoren als das Steinbach Hefeweizen "Goldblondchen" und hat einen angenehmen, charaktervollen, aber nicht aufdringlichen Rauchgeschmack. Das Saisonbier enthält 5,2 % vol. Alkohol und hat einen Stammwürzegehalt von 12,9 %.
Wie Seniorchef Dieter Gewalt betonte, war das Rauchweizen zuletzt vor 9 Jahren (!) im Programm der Familienbrauerei. Deren Angehörige haben schon seit Monaten gut zu tun, gilt es doch, neben der Alltagsarbeit zwei Projekte zusätzlich zu stemmen:

Foto: Sabine Ismaier
· die Mälzerei Zirndorf wird bei laufendem Betrieb modernisiert und mit neuer Technik ausgestattet und
· das Projekt "Museum zur Erlanger Brauerei- und Wirtshausgeschichte" in den drei oberen Geschossen des Brauhauses an der Vierzigmannstraße geht auf die Zielgerade. Bereits Anfang April 2008 sollen die Ausstellungsräume feierlich eröffnet werden.


Zur Einkehr hinter dem Erlanger Bier- und Beerenweinausflugsland


Fritz Striegel, Marloffstein
Im Nordosten Erlangens erstreckt sich der Höhenzug des Rathsbergs und der Marloffsteiner Höhe - schon seit Jahrhunderten eine lohnende Ausflugsgegend der Bürgerinnen und Bürger der Universitätsstadt. Für sonntägliche Spaziergänge oder werktägliche Ausflüge bieten sich (bzw. boten sich) folgende Ziele an: Gasthaus der Familie Eckstein in Rathsberg (Erich Bräu Erlangen - existiert nicht mehr), Gasthaus Zum Schloss Atzelsberg (ehemals einfach nur "der Krahl" genannt, heute Gasthaus "Atzelsberger", Kitzmann Bräu Erlangen), die Einkehroasen der Familie Striegel in Marloffstein: das alte Wirtshaus Zum Striegelwirt (1910 von der Familie übernommen; 2007 in den Räumen der alten Wirtsstube und der Metzgerei nach Umbau mit einem behaglichen Schürofen neueröffnet) und das Hotel-Restaurant Alter Brunnen, welches Fritz Striegel 1966/67 anstelle eines heruntergekommenen Gehöfts erbaute. Die Familie Striegel bezog bis 1923 Hübnerbier aus Erlangen und blieb der Rechtsnachfolgerin Brauhaus Nürnberg AG als Kunden der Tucher Bräu Nürnberg bis heute treu.

Über Adlitz mit seinem Gasthaus Ludwigshöhe (die Familie Kunstmann ist bekannt für ihre Bratwürste, Bratenküche und ff. Biere von Tucher und Meister Unterzaunsbach) kommen wir zum Ziel des Ausflugs: Langensendelbach.
In Langensendelbach waren wir zunächst mittägliche Gäste des Gasthofes Zametzer, um an einem Mittwoch die köstliche Schlachtschüssel zu genießen. Die Zwillingsbrüder Willi (Metzgerei) und Rudi Zametzer (Gasthof und Hotel) bewirtschaften das Haus, das vor knapp 20 Jahren nach einem Großbrand völlig neu entstand. 

Bei Fragen zur Geschichte steht die Seniorchefin Anni Zametzer gerne als Gesprächspartnerin zur Verfügung, wobei sie, wenn es knifflig wird, auf ihren Bruder Fritz Striegel in Marloffstein verweist, den Seniorchef der oben erwähnten Gastro-Oasen.

Nach der Mittagseinkehr zog es uns einige Schritte weiter zur Langensendelbacher Gastwirtschaft Alter Peter, welche ebenfalls über ein eigenes Metzgerei-Fachgeschäft verfügt. Der Name kommt vom Großvater der heutigen Betreiberin, Frau Irmgard Müller. Während beim Gasthof Zametzer sich die gleiche Bierlieferungstradition wie bei der Familie Striegel in Marloffstein abbildet (Brauerei Hübner Erlangen, Brauhaus Nürnberg, Tucher Bräu Nürnberg), war der Alte Peter jahrzehntelang guter Kunde der Henninger Reifbräu Erlangen. 

Auch hier blieb man den Nachfolgebrauereien treu, sodass es ab 1975 zunächst Patrizierbiere gab, um später auf das "gute Zirndorfer" umzustellen. Die Marke Zirndorfer gehört heute zum Portfolio der Tucher Bräu Nürnberg und hat den Untertitel "Das fröhliche Bier vom Lande" - ein Slogan, den die Zirndorfer trotz allem Stolz auf die gelebte und nicht untergegangene Brautradition ihrer Stadt nicht so gerne hören, da sie sich eben nicht als Menschen des ländlichen Raums verstehen. 

Beim Alten Peter schmeckt das Zirndorfer jedenfalls prima und als Empfehlung aus der Metzgerei sei hier die vorzügliche, "süß-süßsaure", schön magere Berliner Schweinesülze genannt.


Noch 100 Tage bis zur 253. Erlanger Bergkirchweih

Fotos: Sabine Ismaier

Nach einem trüben, feuchten, windig-ungemütlichen Lichtmesstag (Lichtmess im Schnee, Ostern im Klee) und einer klaren, sterneflimmernden Frostnacht zeigte sich der Faschingssonntag, 3. Februar 2008, bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein. 

 

So pilgerten dann auch nach und nach etwa 150 Bergkirchweihfans ab 10.30 Uhr auf den Erich Keller, um dort gemeinsam bei Brotzeit und kühlem Bier auf eine der frühesten Bergkirchweihen anzustoßen, die möglich ist. Der Bierprobendonnerstag ist heuer ja schon am 8. Mai.

 

Das sich selbst organisierende Zusammenkommen hat eine weit über 25-jährige Tradition. Trotz (dankenswerterweise) fehlender Vorberichtserstattung durch die Medien war der gesamte obere Bankbereich des Erich Kellers wohlgefüllt. 

 

Insgesamt 8 Bierfässer wurden an verschiedenen Stellen angestochen, sodass die Qual der Wahl u.a. zwischen Steinbach Storchenbier, Junkersdorfer Kommunbrauhausbier, Jürgen Sommers Spezialbock, Lagerbier der Brauerei Geyer Oberreichenbach, zwei verschiedenen Vierbräu-Gerstensäften und Franz Königs Fränkischer Nacht bestand. Zudem hatten mehrere Besucher des sonnenbestrahlten Berghangs ihre eigenen Lieblingsbiere (in Mehrwegflaschen) mitgebracht.

 

 

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von den Frauenauracher Blechbläsern und einer weiteren Bläsergruppe, die sich spontan hinzugesellte. 

Wie immer legten die Biergenießer ganz brav ihre Euros auf die Fässer beim eigenständigen Nachschenken der Krüge. 

Bis zum Nachmittag des herrlichen Wintertages hatte sich das Publikum zu zwei Dritteln ausgetauscht, da es nicht wenige der Frühschöppler in der Mittagszeit zum Brucker Faschingszug zog. So entschwand auch Kitzmann-Bierkönigin Michelle I. Schließlich musste sie pünktlich um 13.30 Uhr das Kitzmann-Biergespann am Brucker Kriegerdenkmal besteigen.


Gaststätte Torwache - Drausnickstraße 1 ½ - Erlangen

In den Jahren 1890 bis 1893 wurde an der Nordseite der Drausnickstraße die neue Erlanger Infanteriekaserne mit 4 Mannschafts- und einem mittigen Stabsgebäude, dem Offizierskasino, gebaut. Hier fand das 19. Königl. Bayerische Infanterieregiment seine Heimat. Die Kaserne wurde 1939 nach dem 1916 in Frankreich gefallenen Kommandeur des 19. Infanterieregiments „Oberst-Drausnick-Kaserne“ benannt. Heute stehen noch die beiden westlichen Mannschaftsgebäude (als unverputzte Backsteinbauten) und das ehemals mittige Offizierskasino (hinter der verputzten Fassade befindet sich die städtische Fachschule für Techniker). Die östlichen beiden Mannschaftsgebäude hin zur Moltkestraße mussten Ende der 1970er Jahre Werkstattneubauten der Staatlichen Berufsschule weichen.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs war auch die militärische Nutzung des Areals der Oberst-Drausnick-Kaserne vorbei. Die Mannschaftsgebäude dienten zwischen 1946 und 1949 als Unterkunft für heimatlose Ausländer, Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Manche von ihnen fanden hier sogar ihre dauerhafte Erlanger Neuheimat. Im ehemaligen Stabsgebäude zog die damals noch städtische Berufsschule und das Kino „Filmbühne“ ein. Mancher ältere Erlanger erinnert sich noch gerne an dieses Lichtspielhaus, in dem sogar einmal – wie uns berichtet wurde – der Münchner Schauspieler Beppo Brem persönlich bei einer Filmerstaufführung Stargast war. Außerdem war der Besuch auch preislich lukrativ: hier kostete die Sonntagsnachmittagsvorstellung 50 Pfennige Eintritt, 10 Pfennige weniger als „in der Stadt“. Da lohnte sich sogar der Fußmarsch vom Brucker Anger!

In den Räumlichkeiten der Wachmannschaften des ehemaligen Haupteingangs der Kaserne zwischen dem westlichen Mannschaftsgebäude und besagtem Stabsgebäude wurde Ende der 1940er Jahre zunächst eine Kantine betrieben, bis der Wirt Paul Rinke am 01.08.1950 eine Konzession für seine „Schankwirtschaft in der Oberst-Drausnick-Kaserne, Gebäude E“ erhielt. 

Das Gebäude war Staatseigentum und wurde von der Vermögensverwaltung für Wiedergutmachung in Nürnberg, Praterstraße, verwaltet. Bierlieferantin war die Henninger Reifbräu AG Erlangen. Bereits am 15. April 1952 kam Otto Ludwig als neuer Pächter in die Schankwirtschaft „Torwache“.

Am 26.07.1955 übernahm seine Ehefrau Eleonore Ludwig, genannt Ella, die Gaststätte als neue Wirtin. Die nächsten 13 Jahre lief der Gaststättenbetrieb mit direktem Zugang von außen, Nebenzimmer anschließend an das Gastzimmer und Wirtschaftsvorgarten (so die Umschreibung im offiziellen Schriftverkehr) unter ihrer Flagge. Noch heute berichten Gäste von damals von grandiosen samstäglichen Tanzveranstaltungen mit einer 2-Mann-Kapelle und der alljährlich gefeierten „Torwache-Kerwa“.

Auch beim Ausschank der beliebten Reifbräubiere ging die Wirtin mit der Zeit und stellte im Mai 1963 auf ein ventilgesichertes Zapfgerät mit „Stocherrohr“ und C02-Anlage um. Ende Juli 1968 reichte sie dann den Pächterstab an die neue Wirtin Katharina Schönfeld weiter. Nach knapp 1 ½ Jahren folgten im Dezember 1969 die Eheleute Bertha (Margarete) und Adolf Schäfer als Wirtsleute. 

Diese mussten Ende 1974 die Schließung der Erlanger Braustätte von Henninger Reif miterleben und fortan Nürnberg-Fürther Patrizierbiere in der Tochwache ausschenken. Die Henninger Reif-Urkunde zum 25-jährigen Bierlieferungsjubiläum hing bis vor wenigen Monaten noch in der Gaststätte (gleich links neben dem Eingang) und fand wohl einen unehrlichen privaten Liebhaber. Das gleiche Schicksal hatte die alte, doppelfaustgroße Glocke an der Hauswand, die schon vor mindestens 15 Jahren spurlos verschwand.

Im April 1985 wandten sich die Eheleute Schäfer, wie andere Erlanger Wirte auch, dem einzigen noch in der Universitätsstadt gebrauten Bier zu und schlossen nach Auslaufen der Patrizier-Lieferverträge einen neuen Kontrakt mit der Privatbrauerei Kitzmann. Am 01.01.1989 übergaben die Eheleute Schäfer die Pächterfunktion an ihren Sohn Wolfgang. Dieser steht bis heute zusammen mit seiner Mutter Bertha (Margarete) Schäfer (ihr allgemein gebräuchlicher Rufname ist Marga) im Gastraum. Frau Schäfer, seit 1993 Witwe, wird am 17. März 2008 ihren 80. Geburtstag feiern können. Ob ihr allerdings zum Feiern zu Mute ist, darf stark bezweifelt werden.

Nachdem vor einigen Jahren die Staatliche Vermögensverwaltung den Komplex der beiden unter Denkmalschutz stehenden roten Backsteingebäude Drausnickstraße 1 und 1 a an einen privaten Investor veräußert hatte, reichte dieser das Objekt mit seinen vielen langjährigen Mieterinnen und Mietern im Frühjahr 2007 an eine neue Eigentümerin weiter. Diese möchte die in die Jahre gekommene Bausubstanz sanieren, u.a. moderne Sanitäranlagen installieren und etwa 200 Studentenwohnungen schaffen. Hier sind natürlich die bisherigen Mieter, die sich bei niedrigen Mieten, Ofenheizung und Toiletten auf den Gängen wohl fühlen, im Weg. Bei den beiden Häusern handelt es sich insgesamt um etwa 65 Wohnungen. 

Die Mietverhältnisse wurden unter Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Fristen gekündigt, nicht ohne Aufhebungsverträge anzubieten, die an Abfindungsangebote zur sozialen Abfederung gekoppelt waren. Dennoch entstand bei den verbliebenen langjährigen Mieterinnen und Mietern viel Ärger und Verdruss.

Auch Wolfgang Schäfer erhielt die Kündigung und soll nun die Gaststätte in naher Zukunft verlassen. Hierüber sind seine Mutter und er, wie auch die vielen Stammgäste, traurig und erbost, doch irgendwie fehlt allen nach langen zermürbenden Disputen und Monaten der Ungewissheit die Kraft, dagegen anzukämpfen. So wird wohl wieder ein Stück Erlanger Wirtshaustradition sterben! Die treuen Stammgäste aus der Erlanger Ostvorstadt verlieren ihr zweites Wohnzimmer und Berufs- bzw. Fachschüler können nach dem Unterricht woanders schauen, wo sich für etwa 4,50 Euro eine warme Mahlzeit und für 2,20 Euro eine kühle Halbe Kitzmann-Helles so auf die Schnelle unter einem schattigen Vordach „reinziehen“ lässt.


Nach 66 Jahren wieder da - die Brauerei Kitzmann bittet zum Hausausschank

Fotos: Sabine Ismaier

Am Mittwoch, 06.02.2008 (Veranstaltung für Mitarbeiter und Umbaubeteiligte), und am Mittwoch, 13.02.2008 (ganz offiziell mit den Medien und der Stadtprominenz), präsentierte sich die neue Kitzmann BräuSchänke erstmals dem Publikum.

Dabei gestand Braumeister und Technischer Leiter Karl-Heinz Maderer: "Jetzt bin ich seit 23 Jahren da, darauf habe ich schon immer gewartet, ein eigener Brauereiausschank"! Allerdings betreibt die Familie Kitzmann den gastlichen Ort nicht selbst, sondern hat ihn an ein erfahrenes Gastronomenduo verpachtet.


Die zahlreichen Gäste zeigten sich begeistert: "Rundum gelungen", lautete die einhellige Meinung zur Idee, an historischer Stelle eine traditionelle Bierwirtschaft in frischem Gewand zu präsentieren. Ein echter Hingucker: Die historischen Portraits und das Deckengemälde der Erlanger Künstlerin Hildegard Heidecker. Wissenswertes zu den abgebildeten Persönlichkeiten aus Erlangens Bierhistorie berichteten Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob und Jochen Buchelt vom Heimat- und Geschichtsverein. Der Erlanger Kabarettist Klaus Karl-Kraus, der Familie Kitzmann seit vielen Jahren herzlich verbunden, moderierte die Eröffnungsfeier.

"Endlich geht´s los", freuten sich die Wirte der BräuSchänke, Florian Dittmeyer und Axel Müller. Mit Cornelia (Conny) Schmid holten sie sich als "Frontfrau" eine bekannte Erlanger Gastronomieexpertin (Restaurant Schloss Marloffstein) in die BräuSchänke. 

Blaue Zipfel und fränkische Bratwürste mit Kraut machten schon am Eröffnungstag Appetit auf mehr: Fränkische Köstlichkeiten von klassischer Brotzeit über wechselnde Mittagsgerichte bis zur Spezialitätenauswahl sowie fassfrische Kitzmann Biere erwarten die Gäste.
Besondere Empfehlung der Küche: die original "Fränkische Bratwurstsuppe". 

Im Sommer können sich die Gäste im Biergarten an der Südlichen Stadtmauerstraße diverse Leckerbissen unter Bäumen schmecken lassen. Folgende Fassbiere sind ständig im Ausschank: Helles, Edelpils, Kellerbier 1904, Hefeweizen und das dunkle Jubiläums-Erlanger. Dazu kommen noch einige Flaschen- und saisonale Fassbiere im Wechsel. Auch das betriebseigene, weiche Tiefbrunnenwasser darf nicht unerwähnt bleiben. Dieses Jahrtausende alte Brauwasser wird als Tafelwasser mit und ohne Kohlensäure kredenzt.

"Erlanger Biertradition verpflichtet halt", begründet Peter Kitzmann sein Engagement für die BräuSchänke am historischen Ort. Großen Wert hat er dabei höchstpersönlich auf die Gestaltung der Gasträume gelegt: Im ehemaligen, nichtöffentlichen Bräustüberl (1984 von den Eltern Elisabeth und Karl Kitzmann rustikal eingerichtet) verbreiten Kachelofen und Eichenlamperie fränkische Wirtshausatmosphäre. 

Und in der früheren Buchhaltung (ganz früher standen hier Teile des Sudwerks) erinnert die ebenso gelungene wie geschmackvolle Ausmalung an die lange Geschichte der Bierstadt: Von der Erlanger Künstlerin Hildegard Heidecker mit viel Liebe zum Detail ins rechte Licht gerückt, zieren 27 Portraits von Persönlichkeiten aus Brau- und Gastgewerbe, Politik und Kultur die Wände der Gaststube zum Brauereihof hin. Die Auswahl war nicht einfach und sorgte für rege Diskussionen zwischen den Hausherren und den Bierhistorikern. 

Mit einem Hopfenkranz, Gerstenähren, zwei wogenden Wasserwellen und vielen Früchten schmückte die Malerinnen Hildegard Heidecker und Ingrid M. Pflaum die Raumdecke - Sinnbilder der natürlichen Zutaten für einen gelungenen Sud und feine Kochkunst. Eine echte Augenweide, die wunderbar mit den fränkischen Gaumengenüssen aus Küche und Keller harmoniert. Übrigens sind die drei Holzlampen in diesem Zimmer keine Neuanschaffung; die kunstgewerblichen Schmuckstücke mit ihren geschnitzten Figuren hingen schon vor dem Zweiten Weltkrieg im Ausschankraum der Familienbrauerei.

Dr. Andreas Jakob, Leiter des Erlanger Stadtarchivs, und Jochen Buchelt erläuterten die Idee und Umsetzung des historischen Konzeptes: "Ein Kriterium für die Auswahl der Erlanger Köpfe war ihre prägende Bedeutung für die Geschichte der (Bier-) Stadt Erlangen bis in die Gegenwart." Die Ahnen der Bierbrauerfamilie Kitzmann dürfen ebenso wenig fehlen wie Markgraf Friedrich, der Gründer der Erlanger Universität und Regent zur Premiere der Bergkirchweih, oder die früheren Oberbürgermeister Dr. Michael Poeschke und Dr. Heinrich Lades. 

Verewigt sind auch legendäre Größen der Erlanger Bierhistorie, von Johann Friedrich Buirette von Oehlefeld, dessen Familie 1712 die Brauerei an der Südlichen Stadtmauerstraße errichtete, über Heinrich Henninger und die "Erich-Liesel" bis hin zu Festwirt Toni Trautner und einer der großen Frauen der Bergkirchweih Irma Steinmüller. Nicht fehlen darf in der "Walhalla des Erlanger Biers" natürlich Karl May, der den weltberühmten Erlanger Sudstätten ein literarisches Denkmal setzte. "Eine gute Gelegenheit, Biergenuss und Biertradition zu verbinden", lobten die Gäste bei der Eröffnung das stimmige Konzept.

"Ein lang gehegter Wunsch der Freunde unserer Bierspezialitäten geht in Erfüllung", zeigte sich Peter Kitzmann anlässlich der Eröffnung rundum zufrieden. Mit der BräuSchänke knüpft er an historischer Stelle an eine alte Tradition an. Wo bereits seit 1712 Bier gebraut wird, trafen sich Honoratioren, Arbeiter und Studenten schon vor über hundert Jahren im hauseigenen Bräustüberl zum Genuss eines frisch gezapften Kitzmann-Biers.

Bei Marie Kitzmann, der Großmutter von Seniorchef Karl Kitzmann, erörterten die "Kitzomanen" seinerzeit die großen und kleinen Fragen des Lebens. Doch musste der beliebte Hausausschank 1942 auf Anordnung der Behörden "kriegsbedingt" eingestellt werden. Er hinterließ eine Lücke, die Peter Kitzmann jetzt im Februar 2008 schloss. Und es hat sich auch schon eine Stammtischrunde studierter Menschen gebildet, die ab sofort als "Kitzomanen II" ihre Stammkrüge auf das legendäre Bier vom Südrand der Erlanger Neustadt erheben wollen.

Dem wahren Gerstensaftgenießer sei die BräuSchänke-Bierprobe empfohlen: Sechs Kitzmann Biere und das besagte Tiefbrunnenwasser werden für den Gast zum Preis von 6,00 Euro in 0,1 l-"Stamperln" auf einem informativen A 3-Papierset im Stil der Deckenbemalung angerichtet. Auf das Gute!


Doppel-Brauertaufe bei der Steinbach Bräu

Fotos: Sabine Ismaier
Am Freitag, 29. Februar 2008, war es wieder einmal so weit: Zwei (nun ehemalige) Brauer- und Mälzer-Azubis der Steinbach Bräu erhielten ihren „Ritterschlag“.
Die Ex-Lehrlinge Marcus Röhrig und Rene Nägel (von links) vor der Prozedur (noch ganz trocken).
Drei Glückliche, die auf den richtigen Tag getippt hatten, wann der erste Storch wieder auf dem Steinbach Horst eintrifft (heuer bereits im Februar), durften auf den Gewinn eines Holzfasses mit 30 Litern Storchenbier hoffen.
Für ihr schön aufgesagtes Gedicht (dass der Storch ihr ganz bald ein Brüderchen bringen wird) überreichte Christoph Gewalt dem kleinen Mädchen einen niedlichen Plüschstorch.
Dann begann die Taufzeremonie: Das Publikum schrie und klatschte „Ausziehen, Ausziehen“, doch das ließ die jungen Männer kalt. Sie entledigten sich nur ihrer Schuhe und Socken.

Die Familien und Freunde der beiden schauten vom höher gelegenen Nebenraum auf das Spektakel.

 

 

Zunächst ein ordentlicher Bierguss mit dem Brauerspruch „Hopfen und Malz, Gott erhalt`s“...
... dann Sudwerksklappe zu und ...
... Wasser marsch. Brauereisenior Dieter Gewalt überwachte den Zustand der „Cervisionauten“, doch die leichten Verzögerungen bei der Prozedur blieben ohne Folgen.
Herzlichen Glückwunsch und Prost!
Pitschnass aber glücklich ...
... verließen Marcus Röhrig (er wurde Handwerkskammersieger) und Rene Nägel die Sudpfanne.
Die beiden „Cervisionauten“ bedankten sich und stießen mit Lehrmeister Christoph Gewalt (rechts) auf ihren seit vielen Jahren überaus erfolgreichen Ausbildungsbetrieb an!
 

erlanger.gif (648 Byte)© 2000-2011 ,  Jochen Buchelt, Stand: 06.03.2008

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