Historische Fassadenwerbung des
Gasthauses "Goldenes Fäßla" teilweise gerettet
Fotos: Sabine Ismaier
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Über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, erfreute die Fassadenwerbung
Heuwaagstraße 9 die Freunde des Erlanger Bieres, wenn sie im Vorbeigehen
"Goldenes Fäßla" und "Henninger Reifbräu Ausschank"
lesen konnten. Leider wurde der Gaststättenbetrieb nach fast 300 Jahren
Ende 2008 eingestellt, sodass die historische Schrift mit dem daneben
stehenden blauen Siegel der Brauerei Henninger Reifbräu Erlangen mehr und
mehr verloren wirkte. Gott sei Dank fand sich eine mutige Investorenfamilie,
die sich des Hauses annahm und bei der Renovierung im Jahr 2009 - den
Empfehlungen der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Erlangen folgend -
die historische Gaststätten- und Brauereiwerbung rettete. Nur die blaue
Henninger Reifbräu Plakette verschwand im Sommer 2009 auf Nimmerwiedersehen
(wer ein entsprechendes Angebot im Internet, Sammlerbörsen oder
Antiquitätenhandel findet -bitte unbedingt bei uns melden!).
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Am Freitag, 15. Januar 2010, eröffnete die neue Eigentümerfamilie Kandler
ihr Friseurgeschäft "Haarpracht", das von der Hauptstraße 91
hierher zog. Frau Claudia Kandler und ihr Haarprachtteam begrüßten Kunden
und Interessierte mit Leckereien des Partyservice Flinke Fee und diversen
Rebensäften (das für dieses Haus so typische Bier fehlte leider). Nachdem
Herr Pfarrer Will (ehemals St. Theresia, Erlangen-Sieglitzhof) das Haus und
die Geschäftsräume mit den Worten "an Gottes Segen ist alles
gelegen" und einem gemeinsam gebeteten Vaterunser gesegnet hatte, war
es an Herrn Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob, ein paar Worte zur Geschichte
des Hauses vorzutragen.
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Das Anwesen Heuwaagstraße 9 wurde 1704 im Rahmen der
zweiten Aufbauphase der 1686 gegründeten Erlanger Neustadt erstellt und bereits 1713 erstmals als Gasthaus "Zum goldenen Faß"
aktenkundig. Im 18. Jahrhundert war hier zeitweise das Stammlokal der
Strumpf- und Barettstrickerzunft. Die Gaststätte zeichnete sich durch immer
wieder vorkommende Polizeieinsätze aus (u.a. durch Übertretung der
Polizeistunde, wenn Gäste beim "Nachzechen" erwischt wurden). In
den Jahren 1910/1911 wurden etwa 160 Hektoliter pro Jahr ausgeschenkt
(damals noch Biere der Erlanger Brauerei Erlwein & Schultheiß). Um das
etwas schwierige Image loszuwerden, wurde das Lokal 1916 in "Zur
Schranne" umbenannt, um dann bereits 1926 wieder in "Goldenes
Fäßla" rückbenannt zu werden. In den 1930er Jahren wurden jährlich
ca. 130 Hektoliter Bier ausgeschenkt, was auch noch zu Beginn des 2.
Weltkriegs so blieb, allerdings dann mit Dünnbier. Nach dem 2. Weltkrieg
ging der Betrieb als Bierwirtschaft weiter - da schon längst mit Erlanger
Reifbräu Bieren. Noch 1961 wurden die Biergläser nur in einer kleinen
Wanne, die auf der Theke stand, gereinigt. Durch die erhabene
Fassadenbeschriftung "Goldenes Fäßla" blieb dieser
Gaststättenname die ganze Zeit über präsent, auch wenn sich die
jeweiligen Pächter durch neue Bezeichnungen vom Vorgänger abheben wollten.
So hieß die Gaststätte seit 1983 u.a. Alterlang, The Blues, Bellini, Die
Paten, Balkantreff, Hexenhäusla, MOE's und Proberaum.
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Später sorgte die Schauspielerin Barbara Munken mit einem
scheinbar spontanen Auftritt für eine weitere Überraschung, als sie eine etwas extrovertierte Hairstylistenkundin (oder aber nur sich
selbst?) spielte. Der Familie Kandler sei für ihren unternehmerischen Mut
und für die Erhaltung der historischen Gasthaus- und Brauereiwerbung
gedankt, auch wenn aus biergeschichtlicher Sicht die Nutzung der
Heuwaagstraße 9 als Friseurgeschäft nur die zweitbeste Lösung sein kann.
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Wintersonne, Pulverschnee und Faschingsbier
Fotos: Sabine Ismaier u.a.
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Seit nunmehr weit über 25 Jahren treffen sich alljährlich
etwa 100 Tage vor der Erlanger Bergkirchweih hartgesottene Berg- und
Bierfans am Erich Keller, um zusammen mit "Gründungsvater" Hannes
Hacker auf den baldigen Frühling und den schon laufenden Countdown zu
Frankens schönstem Volksfest anzustoßen. Am Faschingssonntag (ausgerechnet
auch noch Valentinstag) 14. Februar 2010 war es dann wieder so weit: Punkt
11.00 Uhr wurde angezapft und weit über 100 Menschen (Bierwichtige,
Hobbybrauer, Bergbekannte, Medienvertreter und ganz normale Frühschöppler)
freuten sich des Lebens bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, Neuschnee und
einer, die Seele wärmenden, durch den milchigen Himmel strahlenden
Wintersonne. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung zunächst vom
Frauenauracher Bläserchor; nach 13.00 Uhr standen die "Flying
Tigers" als Ablösung parat, die mit ihrer unverstärkten Darbietung
für Stimmung sorgten.
Majestätischen Glanz erhielt das Treffen von den bezaubernden
Kitzmann-Bierköniginnen Isabella Hornschild (die 10. und amtierende
Bierkönigin) und ihrer Vorvorgängerin Michelle Schwarz. Die Essenbacher
Traditionsbäckerei Gulden steuerte einen Weidenkorb (ein Schränzla)
frischen Gebäcks bei und die Eheleute Rosi und Heinz Müller verteilten
einmal mehr ihre beliebten Bratwurstweckla (hatte Frau Rosi Müller kurz
zuvor am heimischen Herd zubereitet und wärmeisoliert verpackt). Die
Büchenbacher Hobbybrauerin Nikola Wagner war mit einem köstlichen Chili
con Carne dabei (zu Hause gekocht und hier noch einmal auf der Gasflamme
erhitzt), um so den Bergfans etwas gegen Hunger und Kälte zu
geben.
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Wie jedes Jahr bestachen auch die ausgeschenkten Biere (zum
Selberzapfen gegen eine freiwillige Spende) durch Geschmack und Vielfalt: da
war die Erlanger Steinbach Bräu mit ihrer Neukreation
"Hopfenkuss", einem fruchtigen hopfenaromatischen Faschingsbier
(so der Untertitel), mit 13,8 % Stammwürze eher ein Festbier, obergärig,
nur mit Gerstenmalz gebraut.
Die Junkersdorfer Kommunbrauer hatten ein Fass ihres klassischen dunklen
Lagerbiers dabei, während Andy Sperr von der Vier Bräu sein Märzen
präsentierte, das einen interessanten "etwas über die
Tage-Geschmack" hatte. Hobbybrauer Sommi (Jürgen) Sommer schenkte sein
fränkisches Kellerbier aus, das er auf dem Baiersdorfer Krenmarkt mit einer
neuen Rezeptur erstmals eingebraut hatte. Auch der Buckenhofer Malermeister
Josef Koblischek, ohne den die Erlanger Hobbybrauerszene um einen rührigen
Macher und Allrounder wesentlich ärmer wäre, hatte ein Fass Hausbräu
dabei. Diese Aufzählung ist natürlich bei weitem nicht vollständig,
hatten doch viele andere Besucher ihr eigenes Lieblingsbier mitgebracht, wie
auch die beiden Kitzmann-Bierköniginnen ein Paar Fläschla Kitzmann-Urbock
in den Neuschnee auf den Bänken stellten - wann man so will, bereits im
Vorgriff auf die kommende Fasten- und Starkbierzeit.
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Mittendrin im Getümmel und dennoch dank ihrer stattlichen
Größe sofort erkannt, die zweimalige Kitzmann-Bierköniginnen-Finalistin
Maike, die als glückliche Mutter ihrem 6 Monate alten Sohn erstmals den
Berg nahebrachte. Manchmal findet die "Positivinfektion" mit dem
Erlanger Bergkirchweihvirus eben schon in ganz, ganz jungen Jahren statt …!
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(Silverlight-plugin
erforderlich)
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... und am Faschingssonntagnachmittag war der
Doppeldeckerbus der Kitzmann Bräu wieder für die Freibierversorgung beim
Brucker Jubiläums-Faschingszug zuständig.
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Frau Maximiliane Reuter 86-jährig
verstorben
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Am 8. Januar 2010 starb die am 24. Juli 1923 geborene Frau
Maximiliane Reuter, geb. Resenscheck. Frau Reuter war die letzte
Geschäftsführerin der Erlanger Limonaden- und Essigfabrik Resenscheck,
Katholischer Kirchenplatz 13. ...mehr
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