Zeitgeschichtliches
Heebert Kienle im Jahr 2003...
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Brauereidirektor a.D. Herbert Kienle
im 99. Lebensjahr gestorben
Herbert Kienle, von 1946 bis 1973 Direktor der Erlanger Erichbräu, ist
am 26. Juni 2006 im Alter von 98 Jahren an seinem Altersruhesitz in
Garmisch-Partenkirchen verstorben. Nach erfolgreichem Studium in
Weihenstephan war der Diplom-Brauereiingenieur zunächst bei der Löwenbräu
in München und der Schultheiß-Brauerei in Berlin beschäftigt. Es folgte
die Einberufung zur Wehrmacht, die Teilnahme am 2. Weltkrieg und
amerikanische Kriegsgefangenschaft. Ab Herbst 1945 stand er der
Brauereiwirtschaft wieder zur Verfügung; die Bayerische Hypotheken- und
Wechselbank setzte ihn ab Januar 1946 als Direktor ihrer Tochtergesellschaft
Erlanger Exportbierbrauerei Franz Erich GmbH ein. Herbert Kienle blieb der
Erichbräu bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1973 treu. Höhepunkte seines
Erlanger Schaffens waren u.a. die Jubiläums-Bergkirchweih 1955 (zeit-gleich
mit dem damals gefeierten 225. Firmengeburtstag), der Einbau eines neuen Öl
befeuerten Sudhauses 1959, die Feierlichkeiten "600 Jahre Stadt
Erlangen" 1967, aber auch der zum Scheitern verurteilte Versuch,
Plastikmaßkrüge auf der Bergkirchweih am Erich-Keller einzuführen (1970).
Ab den 1960er Jahren war die Erichbräu für ihre Pilskompetenz berühmt -
doch nicht nur diese Biersorte glänzte durch ein besonders herbes
Hopfenaroma, auch das Erich-Bergkirchweihbier wurde hierfür geliebt!
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... und am 24. April 2006 bei einer Verkostung des neuen Steinbach
Bergbierjahrgangs.
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In den
Jahren des Wirtschaftswunders setzte die Erichbräu auch viele studentische
Ferienarbeiter ein. Der aus heutiger Sicht bekannteste Werkstudent war Mitte
der 1960er Jahre der spätere Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Heinrich
von Pierer. Trotz der immer positiven Geschäftsergebnisse der Erichbräu
wurde diese "Ertragsperle der Hypo-Brauereibeteiligungen" 1972 in
den neu gegründeten Brauereikonzern Patrizier Bräu AG eingebracht und
musste nur 2 Jahre nach dem ruhestandsbedingten Ausscheiden Herbert Kienles
schließen. Herbert Kienle war als geachteter Brauereidirektor Teil der
Erlanger Gesellschaft. Hier seien beispielhaft sein Amt als 1.
Schützenmeister der Königl. Privil. Hauptschützengesellschaft Erlangen
und seine Ehrenmitgliedschaft beim Turnverein 1848 Erlangen genannt. Er war
Mitglied einer Stammtischrunde wichtiger Erlanger Persönlichkeiten, die
sich ganz nobel "Donnerstagsgesellschaft" nannte. Die drei Autoren
des im Jahr 2000 erschienenen Buches über die Erlanger Brauereigeschichte
"...Ein Erlanger bitte!" lernten ihn als kompetenten
Gesprächspartner kennen, von dem sie bei persönlichen Begegnungen viele
Fakten und Hintergründe zu ihrem Thema erfuhren. Daraus entstanden
regelmäßige Kontakte, die für Herbert Kienle eine gerne genutzte Brücke
zur Stadt seines beruflichen Wirkens wurden und bis zu seinem Ableben
anhielten. Die Beisetzung fand am 3. Juli 2006 im Kreise seiner Familie auf
dem Friedhof in Garmisch statt.
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